Süddeutsche Zeitung

Euro-Krise:Schulden-Deal für Griechenland steht - Athen bekommt zehn Jahre mehr Zeit

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Die Euro-Länder haben sich auf Erleichterungen für Griechenland nach Auslaufen des Rettungsprogramms geeinigt. Das erklärte Eurogruppen-Chef Mário Centeno in Luxemburg. Athen bekommt demnach eine Abschlusszahlung von 15 Milliarden Euro zum Aufbau eines Finanzpuffers und deutliche Schuldenerleichterungen, wie eine Verlängerung der Laufzeiten für Anleihen. Die Euro-Finanzminister hatten in der Nacht zu Freitag über die Zukunft von Griechenland beraten.

Die Beteiligten feierten diesen letzten großen Kraftakt als historischen Erfolg. "Die griechische Krise ist heute Abend vorbei", sagte EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici. Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos erklärte, man sei zufrieden mit der Vereinbarung. "Aber die Regierung vergisst nicht und wird niemals vergessen, was das griechische Volk in diesen acht Jahren durchmachen musste." Eurogruppen-Chef Mario Centeno sagte: "Es ist geschafft: Wir haben nach dieser langen und schwierigen Anpassung eine sanfte Landung hinbekommen."

Mitte August läuft das letzte Hilfsprogramm aus. Es wurde 2015 als drittes Rettungsprogramm aufgelegt und hatte einen Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro, wovon knapp 50 Milliarden Euro abgeflossen sind. Acht Jahre lang brauchte der griechische Staat derartige Notkredite, um seine Ausgaben finanzieren zu können. Die Finanzmärkte wollten dem hochverschuldeten Land kein Geld mehr leihen.

Griechenland soll wieder auf eigenen Beinen stehen

Insgesamt bekam der Mittelmeerstaat fast 274 Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug musste Athen schmerzhafte Reformen umsetzen. Inzwischen ist das Land wieder auf Wachstumskurs und weist Haushaltsüberschüsse auf. Die Gesamtverschuldung ist mit fast 178 Prozent aber weiter immens.

Athen soll nun wieder ganz normal Schulden am internationalen Finanzmarkt aufnehmen können, den strikten Spar- und Reformkurs muss das Land jedoch auf Jahre hinaus weiter führen, was auch regelmäßig überprüft werden soll.

Ein entscheidender Punkt ist die neue Laufzeitverlängerung für Kredite, die das Land von den Euro-Partnern erhalten hat. Athen bekommt für die Rückzahlung an die Euro-Partner zehn Jahre mehr Zeit, haben die Finanzminister beschlossen. Im Jahr 2023 soll überprüft werden, "ob zusätzliche Schuldenerleichterungen nötig sind".

Mit der Laufzeitverlängerung sinkt faktisch die Schuldenlast. Ökonomisch sind die Folgen ähnlich wie die eines Schuldenschnitts, bei dem Schulden auf einen Streich erlassen werden. Denn der einst vergebene Kredit wird im Laufe der Jahre immer weniger wertvoll, wenn einfach die Rückzahlung nach hinten geschoben wird. Das liegt an der Inflation. Ein Beispiel: Beträgt die Inflation 1,5 Prozent und das zehn Jahre lang, entwertet das einen Kredit um fast 14 Prozent. Ein Schuldschein in Höhe von 100 Millionen Euro wäre nur dann noch rund 86 Millionen Euro wert.

Außerdem bekommt Athen einen sogenannten Cash-Puffer in Höhe von 15 Milliarden Euro. Das ist Geld aus dem dritten Milliarden-Programm. Er soll sicherstellen, dass der Finanzbedarf für die nächste Zeit abgedeckt ist.

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