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Euro-Krise:Anleger reißen sich um Griechenland-Anleihen

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Es ist die Rückkehr des Krisenstaates an die internationalen Finanzmärkte. Griechenland versteigert erstmals seit Jahren Staatsanleihen - zu einem niedrigen Zins. Investoren vertrauen dem Land wieder, auch wenn die Krise noch nicht vorbei ist.

Nach vier Jahren Krise kommt Griechenland wieder billig an das Geld privater Anleger. Die Regierung in Athen lieh sich mit der Ausgabe fünfjähriger Staatsanleihen nach Angaben des Finanzministeriums drei Milliarden Euro. Der Zinssatz liegt bei 4,75 Prozent, die Anleihe geht zu 90 Prozent an ausländische Investoren.

Das sind gute Nachrichten für Ministerpräsident Antonis Samaras und Finanzminister Ioannis Stournaras. Je niedriger der Zins, desto geringer die künftige Schuldenlast. Vor allem aber zeigt der vergleichsweise niedrige Zinssatz, dass die Investoren dem Land wieder vertrauen.

Das Papier war mehrfach überzeichnet, es gab also deutlich mehr potenzielle Käufer, als Anleihen angeboten wurden. Die hohe Nachfrage zeigt, dass die Anleihe als relativ sicher eingestuft wurde. Ihre Ausgabe wurde unter anderem von der Deutschen Bank organisiert.

Eine Anleihe ist eine Art Schuldschein eines Staates. In der Krise hatte Athen immer höhere Zinsen bieten müssen, um überhaupt noch risikofreudige Käufer für Anleihen zu finden. Für diese Zinszahlungen fehlte aber irgendwann das Geld, und das Land war auf internationale Hilfsgelder angewiesen. Dieser Teufelskreis scheint für Griechenland nun erstmals seit Jahren unterbrochen. Doch noch ist nicht gesagt, dass die erfolgreiche Platzierung der Anleihe mehr als ein Symbol ist.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vermied deshalb Euphorie: "Wir müssen sehen, wie weit dies die Finanzierungsbedingungen für Griechenland berührt und wie nachhaltig das ist." Die EU-Kommission äußerte sich optimistischer. "Heute ist ein sehr guter Tag", sagt der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia bei einem Treffen mit Finanzminister Stournaras in Athen. "Heute sehen wir die Ergebnisse der großen Bemühungen der griechischen Behörden und der griechischen Bürger für die Überwindung einer großen Krise."

Doch diese Krise ist nicht vorbei. Griechenland ist weiterhin hoch verschuldet - allerdings größtenteils bei den Euro-Partnern. Diese Kredite muss der Staat erst in Jahrzehnten zurückzahlen, die Zinsen sind sehr niedrig. Müsste das Land auf seine gesamten Kredite 4,75 Prozent zahlen, wäre dies nicht finanzierbar. Griechenland steckt weiterhin in einer tiefen Rezession, seit Jahren schrumpft die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit ist erschreckend hoch.

Akute Finanznot ist aber nicht die Motivation für die Anleiheauktion an diesem Donnerstag. Sie ist vor allem der Versuch der Regierung zu signalisieren, dass das Land auf dem Weg zurück zur Normalität ist.

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SZ.de/Reuters/jab
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