Süddeutsche Zeitung

Erdbeben und Internet:Hilfe, Japan, melde dich

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Google, Facebook, Twitter: Das Internet ist zum zentralen Krisenmedium bei Katastrophen geworden. Weltweit trauern die Menschen um die Toten, rufen zur Hilfe auf - sogar eine Menschensuchmaschine wurde gestartet.

Katharina Riehl

"I'm looking for someone." - "I have information about someone."

Zwei Sätze, die ein Drama beschreiben, das sich gerade tausendfach in Japan abspielt. "Ich suche jemanden." - "Ich habe Informationen über jemanden", so lauten die beiden Möglichkeiten des Google-Personenfinders für das Katastrophengebiet.

Die Plattform, die bis zum frühen Nachmittag von 4500 Menschen genutzt wurde, soll bei der Suche nach Angehörigen und Freunden helfen. Nutzer geben Anfragen auf oder können selbst mitteilen, was sie über den Verbleib Vermisster wissen - wahlweise auf Japanisch oder Englisch. Gibt man im Suchfeld einen Namen ein, erfährt man einen aktuellen Status. Über einen jungen Mann namens Xi Karas ist da zum Beispiel zu lesen, er sei am Leben. Die Suchmaschine als Hilfsmaschine im Katastrophenfall.

Schon beim Erdbeben in Chile im Februar 2010 bot der Suchmaschinengigant Google eine Suchmaschine zum Finden womöglich Betroffener an. Das Internet ist zur wichtigen Infrastruktur bei Katastrophen geworden - nicht mehr nur für Wissenschaftler, sondern gerade auch für private Botschaften, die sich in Windeseile in aller Welt verbreiten.

Nicht zuletzt Twitter und Facebook werden für persönliche Aufrufe genutzt. Das Wort Statusmeldung bekommt plötzlich einen tieferen Sinn - ein Tweet kann blitzschnell vermitteln: Ich lebe noch. So ließen sich im Kurznachrichtendienst Twitter die Ereignisse in Japan live mitverfolgen. "In Tokyo, still trembling. Very scary...", teilte elfinito1203 mit - "Bin in Tokio, es wackelt hier noch. Sehr angsteinflößend ..."

Viele Twitterer nutzen das Internet auch, um Hinterbliebenen ihr Beileid auszusprechen. Die Facebook-Gruppe "Japan Earthquake Tsunami" wurde in kürzester Zeit nach dem Unglück gegründet, um den Opfern der Katastrophe ihr Mitgefühl auszudrücken, und es blieb bei weitem nicht die einzige.

In dem sozialen Netzwerk eröffneten Mitglieder innerhalb kürzester Zeit eine kaum zählbare Menge an Seiten zum Erdbeben. Den Überlebenden wird Hilfe angeboten, Warnungen vor weiteren Stationen der Tsunami-Welle werden gepostet, Menschen in aller Herren Länder zum Spenden aufgefordert.

Die Welt ist klein geworden - und Betroffenheit bei einer solchen Katastrophe global.

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