Süddeutsche Zeitung

E-Mobilität:Bayern buhlt um Tesla-Standort

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Von Stefan Mayr

Der Allererste war Tobias Hans. "Come to Saarland!", teilte der CDU-Ministerpräsident dem Tesla-Boss Elon Musk per Twitter mit. Einen Tag zuvor hatte der Chef des Elektroautobauers auf dem Nachrichtenportal angedeutet, dass Deutschland als Produktionsstandort infrage komme. "Vielleicht macht es an der deutsch-französischen Grenze Sinn", schrieb Musk, "in der Nähe der Benelux-Länder."

Das war vor sechs Wochen, seitdem buhlen diverse Bundesländer um die Gunst des charismatischen und sehr umstrittenen Firmenchefs aus Kalifornien. Neben dem Saarland wollen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die sogenannte Gigafactory, in der sowohl Autos als auch Batterien hergestellt werden. Auch die Niederlande ist im Rennen, dort befindet sich bereits die Europa-Zentrale von Tesla. Jetzt kommt ein weiterer namhafter Kandidat hinzu: Bayern.

Das liegt zwar fern von Frankreich und den Benelux-Ländern, dennoch sendet Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer eine "Come to Bavaria"-Botschaft über den Atlantik. "Der Freistaat bietet für eine Ansiedlung exzellente Voraussetzungen", sagt der CSU-Politiker aus der Heimat des Tesla-Konkurrenten BMW sowie etlicher Zulieferer. Es gebe bereits Kontakte, sagt Pschierer der Süddeutschen Zeitung. Er würde sich eine Ansiedlung "insbesondere in Nordbayern, etwa in der Region Hof" wünschen. Dort hat Pschierer jüngst eine Niederlassung der Wirtschaftsagentur eröffnet, sie soll neue Unternehmen in die Region locken. "Tesla kann auf die Unterstützung der Wirtschaftsagentur zählen", sagt Pschierer.

Musk könnte sich für den Standort entscheiden, der die größten Subventionen zahlt

Ob das bajuwarische Werben ernst gemeint ist oder reiner Wahlkampf vor der Landtagswahl im Oktober, sei dahingestellt. Fest steht nur: Sollte sich Elon Musk eines Tages tatsächlich entscheiden, eine Fabrik in Mitteleuropa zu bauen, hätte er eine große Auswahl und könnte sich für jenen Standort entscheiden, der die größten Subventionen zahlt.

Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Zentrum der Universität Duisburg-Essen begrüßt die Bemühungen der Bundesländer, trotz der großen Verluste, die Tesla nach wie vor macht: "Deutschlands sollte sich um internationale Batteriehersteller bemühen." Ob Tesla überleben wird, wisse man erst in zwei Jahren, sagt Dudenhöffer. "Aber wenn Musk den Durchbruch schafft, dann wäre er einer der Großen." Diese Chance müsse man nutzen. Tesla Deutschland sagt zu alldem nichts. Ob, wann und wohin die Gigafactory kommt, ist also offen. Dudenhöffers Prognose: "Spruchreif wird das frühestens in drei Jahren."

In der Nacht zu Donnerstag schaffte es Elon Musk zumindest, seine Investoren wieder einmal zu überzeugen: Die Geschäftszahlen für das Frühjahr fielen eher schlecht aus, Tesla machte 718 Millionen Dollar Verlust. Trotzdem stieg der Wert der Tesla-Aktie zeitweise um bis zu neun Prozent. Denn Musk versprach, die Tesla-Fabriken würden schon bald deutlich mehr Autos produzieren als bisher und das Unternehmen bald schwarze Zahlen schreiben. Außerdem stieg der Umsatz im vergangenen Quartal um über 40 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2018
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