Süddeutsche Zeitung

Digitalwährung:Münchner Bank lässt Kunden an die Bitcoin-Börse

Lesezeit: 1 min

Von Helmut Martin-Jung, München

Wie, bitte schön, überweist man die Studiengebühren für die Tochter nach Großbritannien, ohne dass dafür horrende Bankgebühren fällig werden? Eine Lösung könnte lauten: Bitcoin. Seit diesem Montag ist es noch ein wenig einfacher geworden, diese Möglichkeit des Geldtransfers zu nutzen. Denn der größte europäische Marktplatz für die Internetwährung Bitcoin.de und die Münchner Fidor-Bank haben eine Kooperation bekannt gegeben.

Erstmals ist damit ein Bitcoin-Handelsplatz direkt an das klassische Bankensystem angebunden. Und das bedeutet: Kunden der Fidor-Bank können damit nun auf Bitcoin.de innerhalb weniger Sekunden einen Bitcoin-Handel ausführen. Mit diesem sogenannten Express-Handel bieten Fidor und Bitcoin.de "die europaweit schnellste Möglichkeit, Bitcoins zu kaufen und zu verkaufen".

Für die Kunden kommt dabei sozusagen das Beste aus zwei Welten zusammen: zum einen die Möglichkeit, die Internetwährung zu nutzen - zum Beispiel für internationale Geldtransfers. Zum anderen bietet die Bank, die als internetbasierte Direktbank organisiert ist, die Sicherheiten, die man als Bankkunde erwarten darf, so etwa eine Einlagensicherung.

Der Marktplatz der Internetwährung kooperiert mit einer Bank - ein Widerspruch?

Aber wurde Bitcoin nicht eigentlich erfunden, um gerade unabhängig zu sein vom Bankensystem und von Staaten und deren Geld? Schnell wie eine E-Mail, auf Wunsch anonym - eigentlich waren doch das die Argumente der Bitcoin-Erfinder und -Anwender.

Das ist zwar richtig, aber irgendwann müssen die Bitcoins doch in Geld eines Staates umgetauscht werden. Theoretisch hätte die Bitcoin-Börse das auch bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin, beantragen können, aber mit riesigem Aufwand und ungewissen Erfolgsaussichten. Deshalb, so Bitcoin.de-Sprecher Oliver Flaskämper, nun die Kooperation mit der Münchner Direktbank.

Die Kryptowährung Bitcoin, die durch aufwändige Berechnungen erzeugt wird, war in jüngerer Zeit ein wenig in Verruf geraten, unter anderem als die weltgrößte Börse dafür, Mt. Gox, vor ziemlich genau einem Jahr Konkurs anmelden musste. Dabei verschwanden auch eine Menge an Bitcoins, ob durch Insider oder einen Hackerangriff, ist bis heute ungeklärt. Bitcoins wurden auch eingesetzt, um auf illegalen Handelsplätzen zu bezahlen.

Mehr und mehr Firmen etwa in den USA akzeptieren aber inzwischen Bitcoins als Zahlungsmittel und gewähren dabei sogar Rabatte.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2015
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