Süddeutsche Zeitung

Digitalbarometer:Viele Deutsche zweifeln an ihrer Digitalkompetenz

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Eine Befragung zeigt, dass viele Menschen verunsichert sind, wenn es um Smartphones und das Internet geht. Die Forscher beobachten eine digitale Kluft , die sich durch die Pandemie noch vergrößert hat.

Von Jannis Brühl

Die Zukunft ist schon in Deutschland angekommen, aber noch ungleich verteilt. Dieses - leicht abgewandelte - Zitat des Science-Fiction-Autors William Gibson wird von einer repräsentativen Befragung von mehr als 9000 Menschen bestätigt. Während eine Minderheit sich im Umgang mit digitaler Technik souverän fühlt, trauen viele Befragte sich nicht allzu viel zu. Dabei spielen Geschlecht und Einkommen eine Rolle, wenn es darum geht, wie viel man sich in der digitalen Zukunft zutraut. Das zeigt das Digitalbarometer, eine repräsentative Befragung, die das Bayerische Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) mit dem SZ-Institut durchgeführt hat. Das bidt ist Teil der bayerischen Akademie der Wissenschaften.

In dem Selbsteinschätzungstest mussten 82 Fragen zu verschiedenen Themenfeldern beantwortet werden: Nutzungsverhalten, digitale Kompetenzen, Transformation der Arbeitswelt, E-Government, künstliche Intelligenz. Die Fragen basieren auf dem sogenannten digitalen Kompetenzrahmen, den die gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission entwickelt hat. Er soll ein realistisches Bild der digitalen Fähigkeiten in der Bevölkerung wiedergeben.

91 Prozent der Befragten nutzen demnach das Internet, vor allem für E-Mails, Suchmaschinen, Routenplanung, zum Einkaufen oder zum Chatten über Apps. Doch die Unsicherheit bleibt groß: Im Schnitt bewerten die Befragten ihre eigenen Kompetenzen mit 55 von 100 möglichen Punkten. Zwölf Prozent der Menschen gaben Defizite im "grundlegendsten Kompetenzbereich Umgang mit Informationen und Daten" an. Nur 14 Prozent fühlen sich nie generell mit der Technik überfordert, fast die Hälfte gab "manchmal", "oft" oder "sehr oft" an.

Die Forscher identifizieren eine digitale Kluft beim Nutzungsverhalten und den Kompetenzen. Das Offensichtliche: Jüngere geben sich selbstbewusst, auch wenn es darum geht, das Netz nicht nur passiv zu nutzen. Die 14- bis 29-Jährigen lagen in ihrer Einschätzung, wie gut sie selbst digitale Inhalte erstellen können, weit vor den anderen Altersgruppen. Zudem gilt: Männer, Menschen mit höherer Bildung und mehr Einkommen nutzen digitale Geräte häufiger, und sie schätzen die eigenen Digitalkompetenzen höher ein. Die Pandemie hat diese Kluft demnach noch vergrößert. Besonders junge, männliche und gut gebildete Menschen gaben an, in den vergangenen 12 Monaten noch besser am Bildschirm geworden zu sein. Die Forscher appellieren, es brauche "verstärkte Bemühungen, insbesondere auch älteren, niedrig gebildeten und geringverdienenden Menschen den Zugang zu digitalen Geräten und dem Internet zu erleichtern". Immerhin geben insgesamt ein Drittel an, ihr Bild der Digitalisierung sei durch Corona positiver geworden.

Insgesamt herrscht das Gefühl vor, das Land würde vieles verschlafen. Mehr als 60 Prozent gaben an, der Digitalisierung werde zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet, nur 22 Prozent antworteten, die Beschäftigung mit dem Thema finde in angemessenem Ausmaß statt.

Unter sz.de/digitalbarometer können Leser die Fragen selbst beantworten und herausfinden, wie fit sie im Digitalen sind und sich mit dem deutschen Durchschnitt vergleichen.

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