Süddeutsche Zeitung

Dieselskandal:VW-Ingenieure vor der Kündigung

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Der Volkswagen-Konzern prüft derzeit die Kündigung von mehreren Personen, die in den Diesel-Skandal verstrickt waren. Nach Recherchen von SZ, NDR und WDR haben einige Mitarbeiter, vor allem Ingenieure, Schreiben ihres Arbeitgebers erhalten, in denen ihnen aufgrund von Versäumnissen arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht werden, bis hin zur Kündigung.

Ein Vorwurf lautet, der jeweilige Betroffene habe Unstimmigkeiten bei Schummelmotoren nicht rechtzeitig "eskaliert", also an den richtigen Stellen gemeldet. Die Rede ist von etwa einem Dutzend Mitarbeiter, die zumindest teilweise auch von der Staatsanwaltschaft Braunschweig des Betruges oder der Beihilfe zum Betrug bezichtigt werden. Es soll sich zumeist um Angestellte aus dem oberen und mittleren Management handeln, für die eine einst eingerichtete VW-interne Kronzeugenregelung nicht greifen würde.

VW hatte den Skandal immer als Werk weniger Techniker bezeichnet

Die Staatsanwaltschaft führt derzeit insgesamt 39 Beschuldigte namentlich; weitere Verfahren im Diesel-Skandal laufen bei den Ermittlungsbehörden in Stuttgart und München. Aus dem Konzern in Wolfsburg heißt es dazu, Volkswagen habe am 19. Juli Einsicht in die Ermittlungsakten erhalten, da das Unternehmen wegen eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens Informationsrechte habe. Man prüfe, welche arbeitsrechtlichen Maßnahmen hieraus abzuleiten seien.

Aus Kreisen der Beschuldigten heißt es, man rechne nicht mit fairer Behandlung. So seien die Anhörungen in dieser Woche zu kurz gewesen, um sich wirklich zu rechtfertigen. VW hatte den Skandal immer als Werk einiger weniger Techniker bezeichnet. Bislang hat sich VW mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen aus dem Skandal zurückgehalten. Dem Vernehmen nach ist auch der von der US-Justiz nach Wolfsburg entsandte Aufpasser Larry Thompson Anlass für das harte Vorgehen: Er möchte wohl nicht, dass Beteiligte des Skandals weiter angestellt sind.

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