Süddeutsche Zeitung

Die "Umweltprämie":In jedem Fall zwiespältig

Offiziell heißt die "Abwrackprämie" zwar "Umweltprämie", doch die landläufige Bezeichnung passt weitaus besser. Wie auch immer: Ihre Erfolgsbilanz ist zwiespältig.

Michael Kuntz

Die Abwrackprämie ist keine Umweltprämie, aber eines hat sie erreicht: Das seit Anfang 2007 darniederliegende Geschäft mit neuen Autos kam wieder in Schwung. Damals lähmte eine Erhöhung der Mehrwertsteuer Industrie und Handel. Politische Diskussionen über Kohlendioxid-Emissionen, die umweltorientierte Kfz-Steuer und eine Autobahn-Maut für Personenwagen verstärkten den Effekt der Mehrwertsteuer. Hinzu kam die Finanzkrise mit der ersten weltweiten Vollbremsung am Automarkt.

Erst die Einführung der Abwrackprämie, die offiziell Umweltprämie heißt, im Frühjahr brachte viele Menschen auf die Idee, über die Anschaffung eines neuen Autos nachzudenken.

Wer sein Auto mehr als acht Jahre fährt, der kauft auch mit Abwrackprämie eher einen preisgünstigen Kleinwagen. Die Polos, Fiestas oder Corsas aber werden auch von den deutschen Autokonzernen in Niedriglohnländern produziert.

Wenig bewirkt bei Audi, BMW und Mercedes

Von den Kleinwagen-Marken Renault, Fiat oder Suzuki mit ihren Werken in Rumänien, Polen oder Indien ganz zu schweigen. Die Abwrackprämie hat also wenig bewirkt bei den Vorzeigefirmen deutscher Ingenieurskunst. Denn Audi, BMW und Mercedes stellen vorwiegend Autos her, die groß sind und als Dienstwagen angeschafft werden.

Die Abwrackprämie hat dazu geführt, dass gebrauchsfähige Güter verschrottet werden, und sie hat weite Transporte von Kleinwagen quer durch Europa ausgelöst.

Eine Umweltprämie sieht anders aus. Doch die Abwrackprämie hat nicht nur geholfen, sie ist obendrein ihren Preis wert: Der Staat bekommt über die zusätzliche Mehrwertsteuer beim Neuwagenkauf einen erheblichen Teil des Geldes zurückerstattet.

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Quelle:
SZ vom 18.08.2009/pak
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