Süddeutsche Zeitung

Deutsche Telekom:Nur der Chef kriegt mehr

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Die Deutsche Telekom belohnt ihren Spitzenmanager für das Rekordjahr 2020. Die Aktionäre aber erhalten dieselbe Dividende wie zuvor - das sorgt für Unmut.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Ein paar Bankarbeitstage müssen Aktionäre der Telekom noch warten, dann sollen sie eine Dividende von 60 Cent je Anteilsschein erhalten. So hat es die Hauptversammlung des Dax-Konzerns, die Aktionäre virtuell verfolgen konnten, nun weit mehrheitlich beschlossen. Die Höhe der Ausschüttung - gleich hoch wie im Vorjahr - war freilich ein Thema, über das die Telekom und ihre Investoren kontrovers diskutierten. "Hier ist die Deutsche Telekom knauserig", monierte etwa Winfried Mathes von Deka Investment, dem Fondshaus der Sparkassen. Auch Vanda Rothacker von Union Investment forderte, dass der Konzern seine Dividende "wieder auf ein angemessenes Niveau" bringen sollte.

Tatsächlich hat die Telekom für 2020 Rekordzahlen gemeldet - obwohl die Roaming-Umsätze im Mobilfunk sowie das Geschäft mit Großkunden und Endgeräten infolge der Corona-Pandemie schwächelten. Allerdings hat die Konzerntochter T-Mobile in den USA vor einem Jahr mit dem Konkurrenten Sprint fusioniert. "Wir haben damit die Umsatz-Schallmauer von 100 Milliarden Euro durchbrochen", sagte Telekom-Chef Tim Höttges. Auch der Gewinn ist im Jahresvergleich gestiegen.

Letzteres sei jedoch vor allem drauf zurückzuführen, dass die Bewertung von Aktienoptionen in den USA gestiegen sei, relativierte Finanzvorstand Christian Illek. "Zusätzlich müssen wir die Verschuldung im Konzern berücksichtigen." Diese ist infolge des Zusammenschlusses in den USA deutlich gestiegen. Daher sei die Ausschüttung von 60 Cent je Anteilsschein seiner Ansicht nach angemessen, so Illek. Allerdings könne die Telekom ihre Dividende künftig "weiterentwickeln", stellte Vorstandschef Höttges vage in Aussicht.

Höttges wurde für die Fusion in den USA belohnt

Angemessen oder nicht - diese Frage diskutierten der Konzern und seine Aktionäre auch im Hinblick auf ein neues System für die künftige Vergütung der Vorstände, das die Telekom der Hauptversammlung zur Abstimmung stellte. "Wir sind gegen die dort eingeräumte Möglichkeit von Sonderzahlungen außerhalb der regulären variablen Vergütung", sagte Union-Investment-Vertreterin Rothacker. Bereits als Belohnung für die geglückte Fusion in den USA hat Konzernchef Höttges eine Sonderzahlung von 600 000 Euro erhalten.

Aufsichtsratschef Ulrich Lehner verteidigte das geplante System. Die Telekom reagiere damit auf Änderungen am Aktiengesetz und am deutschen Corporate-Governance-Kodex, einem Richtwerk für gute Unternehmensführung. Der Aufsichtsrat werde freilich bei jeder möglichen Sonderzahlung die Angemessenheit prüfen, versprach Lehner. Auch bisher habe das Gremium solche außerordentlichen Vergütungen "nur sehr restriktiv und natürlich mit Augenmaß genutzt".

Die Gehälter der Telekom-Vorstände lägen etwa im Durchschnitt aller Dax-Konzerne, sagte Lehner - obwohl die Telekom zu den größten Mitgliedern des hiesigen Leit-Aktienindexes zählt, gemessen an Umsatz, Beschäftigtenzahl oder Börsenwert. Die jüngste Sonderzahlung an Vorstandschef Höttges halte Lehner für "außerordentlich gerechtfertigt", so der Chefkontrolleur. "Der Zusammenschluss mit Sprint ist für die Telekom einer der größten Erfolge ihrer Unternehmensgeschichte." Nach einigen gescheiterten Anläufen habe der Konzern "ein neues Niveau erreicht", lobte Lehner. Die außerordentliche Vergütung zu Höttges' Gunsten berücksichtige den gesamten Prozess über mehrere Jahre. Letztlich hat die Hauptversammlung das neue System mit einer knapp 73-prozentigen Mehrheit gebilligt - ein vergleichsweise niedriger Anteil für Aktionärstreffen in Deutschland.

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