Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:So baut man um

Die VW-Manager könnten ruhig mal einen Blick nach Frankfurt riskieren: Die Kollegen von der Deutschen Bank bauen ihre Chefetage um. Und wie.

Kommentar von Marc Beise

Zu Recht sagt man der Deutschen Bank viel Schlechtes nach, Mitleid ist nicht notwendig. Das größte deutsche Geldhaus mit internationaler Ambition hat seinen Ruf in den vergangenen Jahren gründlich ruiniert und maßgeblich dazu beigetragen, dass eine ganze Branche in Verruf kam. In der Goldgräberzeit der organisierten Verantwortungslosigkeit, die in der Finanzkrise 2008 mündete, machten die Deutschbanker an vorderster Front mit. Der Versuch, sich unter neuer Führung neu zu erfinden, blieb rasch stecken.

Nun machen der Aufsichtsratschef Paul Achleitner und der von ihm im Sommer geholte neue Vorstandschef, der Brite John Cryan, einen neuen Anlauf, der Bank den Kulturwandel zu verpassen, von dem der Investmentbanker Anshu Jain nur geredet hatte. Der radikale Umbau der Führungsgremien, der an diesem Sonntag sogar noch früher beschlossen wurde als angekündigt, sorgt für klare Verantwortlichkeiten, für einfachere Strukturen und für Transparenz. Manager, die in die Skandale der vergangenen Jahre verwickelt waren, müssen gehen. Die Bedenken der Finanzaufsicht Bafin wurden offensichtlich gehört.

Beim Volkswagen-Konzern, dem anderen großen Krisengebilde im Land, darf man gerne mal einen Blick nach Frankfurt riskieren. Bei VW herrscht Kleinmut. Die Deutsche Bank dagegen denkt groß. Das macht sie, fürs Erste, glaubwürdig.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2015
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