Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank:EU stellt Deutsche Bank und Rabobank unter Kartellverdacht

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Die beiden Geldhäuser sollen sich beim Handel mit Anleihen abgesprochen haben. Vergleichsverhandlungen dazu waren zuvor gescheitert.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Zinssätze, Währungen, Edelmetallpreise: Es gab viele Stellschrauben, an denen Banker in den vergangenen zwanzig Jahren unerlaubt drehen konnten - zumeist, um sich selbst zu bereichern und in der Regel zulasten der Kunden. Die Händler sprachen sich dazu untereinander ab, die Führungsriege bekam davon angeblich selten bis nie etwas mit. Am Ende bezahlten zahlreiche große Geldhäuser viele Milliarden Euro an Strafen für unerlaubte Geschäfte. Das teuerste Vergehen: die Manipulation des Referenzzinses Libor. Vor bald zehn Jahren zahlte die Deutsche Bank 2,5 Milliarden Dollar Strafe an US-Behörden, nebst einer EU-Kartellstrafe von 725 Millionen Euro.

Ganz geschlossen ist das Kapitel "unerlaubte Absprachen" aber noch nicht. Die EU-Wettbewerbsbehörde hat überraschend ein Kartellverfahren gegen die Deutsche Bank und die niederländische Rabobank eröffnet: Die EU-Wettbewerbshüter beschuldigen das größte deutsche Geldhaus und das niederländische Institut sich im Handel mit Euro-Staatsanleihen und anderen vergleichbaren Anleihen abgesprochen zu haben.

Es geht um den Zeitraum 2005 bis 2016, in dem sich Händler der beiden Geldhäuser vor allem per E-Mail und auf Messengerdiensten beim Handel von Euro-Anleihen abgesprochen haben sollen. Anders als vor bald zehn Jahren erwartet die Deutsche Bank in dem Fall aber offenbar keine Geldbuße: Man habe mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet und erhalte daher "bedingte Immunität vor Geldbußen", teilte das Kreditinstitut mit. Entsprechend gab der Aktienkurs der Deutschen Bank am Dienstag auch nur leicht nach. Die Rabobank erklärte, sie kooperiere mit den Behörden. Dem Vernehmen nach hat die Deutsche Bank die Vorgänge 2016 Jahren selbst angezeigt und untersucht. Der zuständige Händler sei freigestellt worden.

Warum die Untersuchung so lange dauert, blieb unklar, ist aber offenbar nicht ungewöhnlich in solchen Fällen. Die EU-Kommission teilte mit, sie habe zunächst versucht, mit den Banken einen Vergleich zu finden. Da es keine Fortschritte gegeben habe, habe sie nun das Kartellverfahren eingeleitet. Die mangelnde Kooperation ging laut Frankfurter Finanzkreisen auf das Konto der Rabobank, die sich dazu nicht äußern wollte.

Die Untersuchung ist bereits das dritte EU-Verfahren im Zusammenhang mit Kartellen auf dem Anleihemarkt. Im April 2021 verhängte die Kommission gegen vier Investmentbanken Geldbußen in Höhe von insgesamt 28 Millionen Euro wegen ihrer Beteiligung an einem Kartell für den Handel mit auf US-Dollar lautenden Anleihen. Die Deutsche Bank ging dabei als einzige der Geldhäuser straffrei aus. Im Mai 2021 stellte Brüssel fest, dass sieben Investmentbanken an einem Kartell für den Handel mit europäischen Staatsanleihen beteiligt waren, und verhängte Geldbußen in Höhe von insgesamt 371 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach sind noch weitere Untersuchungen anhängig.

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