Süddeutsche Zeitung

Daimler:Tausende kämpfen für "made in Germany"

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Wo wird Daimler die Mercedes C-Klasse künftig fertigen lassen? 12.000 Menschen gehen für ihre Jobs auf die Straße. Unklar ist indes, wann die Entscheidung fällt.

Frust herrscht in Sindelfingen. Viel Frust und natürlich auch jede Menge Angst. Es geht um die Produktion der Mercedes C-Klasse, die aus der schwäbischen Stadt wegbeordert werden soll. In die USA, nach Südafrika oder nach China. Das sind zumindest die Überlegungen, die den Vorstand des Autoherstellers Daimler in diesen Tagen beschäftigen. Unklar ist, wann die Entscheidung, ob die C-Klasse von 2014 an weiter in Sindelfingen produziert wird, fällt. Der Betriebsrat hatte davon gesprochen, das Unternehmen werde noch am Dienstag die künftige Strategie bekanntgeben. Aus Unternehmenskreisen verlautete jedoch, dass Daimler seine Entscheidung am Dienstag noch nicht kundtun wird. Ein Konzernsprecher wollte sich zum Stand der Dinge nicht äußern.

Den ganzen Tag über haben die Mercedes-Beschäftigten gegen die Pläne protestiert. Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm sagte vor etwa 12.000 Mitarbeitern: "Wir werden unsere Arbeitsplätze nicht kampflos ins Nirwana verschwinden lassen."

Daimler prüft wegen des schwachen Dollars, die Fertigung ins billigere US-Werk in Tuscaloosa, Alabama, zu verlagern. Dort werden zur Zeit Geländewagen und die R-Klasse gebaut. Nach Angaben des Betriebsrats wären in Sindelfingen bei einer Verlagerung der Produktion 3000 Arbeitsplätze in Gefahr. Die Arbeitnehmer hatten bereits 1996 und 2004 massive Zugeständnisse gemacht, um die Herstellung in dem Werk halten zu können. Daimler baut eigenen Angaben zufolge mehr als 80 Prozent aller Autos in Westeuropa, aber weniger als 60 Prozent davon werden dort auch verkauft.

Bewährte Arbeitsteilung

Klemm sagte, die Sicherheit der Arbeitplätze habe Vorrang. Die bewährte Arbeitsteilung bei der C-Klasse in Bremen, Sindelfingen, Südafrika und China sei "ökonomisch sinnvoll und machbar". Die Alternative, die Produktion in die USA zu verlagern, könne nicht akzeptiert werden. Man könne die Entscheidung, die Konsequenzen für Tausende Arbeitsplätze habe, nicht auf der "Basis ideologischer Träumereien treffen" sagte Klemm. Das Unternehmen dürfe kein Zocker-Unternehmen werden.

Man brauche ein Konzept, wie es in Sindelfingen weitergehen solle. Klemm betonte: "Wir sind auch überzeugt: Für Mercedes spielt 'made in Germany' noch eine Rolle und den Kunden ist es nicht egal, wo die Autos herkommen."

An der Kundgebung nahmen nicht nur Mitarbeiter aus der Produktion, sondern auch aus Forschung und Entwicklung teil. "Die C-Klasse wird hier entwickelt, also muss sie auch hier gebaut werden" sagte Jan Ebersbach, Mitarbeiter aus der Entwicklungsabteilung bei Mercedes. Auch Beschäftigte von Porsche und Bosch waren angereist, um ihre Solidarität mit der Mercedes-Belegschaft zu bekunden. Bosch-Betriebsratsvorsitzender Hartwig Geisel sagte: "Unsere Region und unsere Familien leben von Daimler." Es werde befürchtet, dass mit Stellen bei Mercedes auch Arbeitsplätze bei den Zulieferern wegfielen.

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