Süddeutsche Zeitung

Daimler:Millionen zum Abschied

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Daimler-Chef Dieter Zetsche hat 2018 noch mal siebenstellig verdient.

Von Max Hägler und Stefan Mayr, Stuttgart

Ob das reichen wird für einen Platz auf dem Treppchen der Dax-Topverdiener? Daimler-Boss Dieter Zetsche hat im Geschäftsjahr 2018 knapp sechs Millionen Euro verdient, dazu noch 2,2 Millionen aus fälligen Bonusprogrammen vergangener Jahre. Macht zusammen 8,2 Millionen. Das aber sind fast fünf Millionen weniger als 2017, der Gewinneinbruch des Autoherstellers schlägt sich also auch im Gehalt des Vorstandsvorsitzenden nieder, wie der am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht zeigt.

Zetsche wird seinen Posten nach der Hauptversammlung am 22. Mai räumen. Sein voraussichtlicher Nachfolger Ola Källenius übernimmt dann einen Konzern, der zwar nach wie vor Milliardengewinne einfährt, aber auch mit erheblichen Risiken konfrontiert ist. Im Geschäftsbericht klingt das dann so: "Die Daimler AG und ihre Tochtergesellschaften sind mit verschiedenen Gerichtsverfahren, Ansprüchen sowie behördlichen Untersuchungen und Anordnungen (rechtliche Verfahren) konfrontiert, die eine Vielzahl an Themen betreffen." Zehn Seiten hat die Auflistung mittlerweile, und im Kern geht es vor allem um Vorwürfe, auch Daimler habe die Abgasanlagen von Dieselautos manipuliert.

Unter anderem hätten zuletzt etwa die US-Börsenaufsicht SEC, die US-Umweltschutzbehörde EPA, die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Staatsanwaltschaft Stuttgart deshalb ermittelt. Allein in Deutschland ist ein Erlass ergangen - gegen den Daimler rechtlich vorgeht - wonach in mehrere hunderttausend Fahrzeuge eine unzulässige Abgasanlagen-Abschalteinrichtung eingebaut wurde. Es sei "nicht auszuschließen, dass Behörden zu dem Schluss kommen werden, dass in weiteren Pkw und/oder Nutzfahrzeugen der Marke Mercedes-Benz oder anderer Konzernmarken ebenfalls unzulässige Funktionalitäten und/oder Kalibrierungen enthalten sind", heißt es im Risikobericht. Dadurch könnte Daimler zu "erheblichen Geldstrafen" oder weiteren Rückrufen und Zulassungsstopps gezwungen werden.

Auch die EU-Kommission wird als Risiko genannt: Dort verfolgt man, ob Daimler und die anderen deutschen Hersteller Absprachen zur Abgasmanipulation getroffen haben. Das Verfahren in Brüssel läuft, es könnte auch einmal Auswirkung haben auf Zetsche und sein Vorstandsteam. Jedenfalls habe der Aufsichtsrat sich mit der "etwaigen Vorstandsverantwortlichkeit" befasst, heißt es. Allerdings steht "derzeit" keine Regressforderung gegen Zetsche und seine Kollegen an, versichert ein Sprecher in Stuttgart. Es gehöre zu den allgemeinen Pflichten des Aufsichtsrats, sich mit solchen Fragen zu befassen.

2018 ist der Kurs der Daimler-Aktie um 35 Prozent gefallen auf knapp 46 Euro. Derzeit liegt er immerhin wieder bei 50 Euro.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2019
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