Süddeutsche Zeitung

Ceconomy:Schreck am frühen Morgen

Lesezeit: 1 min

Weil der Konzernumbau von Mediamarkt und Saturn stockt, stürzt die Aktie zeitweise ab.

Von Michael Kläsgen, München

Es hatte alles so gut geklungen und der Aktie von Ceconomy Auftrieb gegeben. Die Einigung schien perfekt zwischen der Familie Kellerhals, das heißt ihrer Familienholding Convergenta, und der Media-Saturn-Holding des Elektronikhändlers Ceconomy. Ja, es ist gesellschaftsrechtlich alles recht kompliziert in dem Laden, der einmal dem simplen Slogan "Ich bin doch nicht blöd" warb. Ganz blöd darf man auch nicht sein, um zu verstehen, worum es nun geht: um den Konzernumbau.

Ganz vom Tisch ist die Einigung natürlich nicht. Die Komplett-Übernahme der Media-Saturn-Holding durch Ceconomy verzögert sich nur, voraussichtlich um einige Monate. Das hatte sich in einer mündlichen Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf am Donnerstag ergeben. Ceconomy gab daraufhin die voraussichtliche Verzögerung bekannt und schickte die Aktie damit auf Talfahrt: Der Kurs fiel am Freitagmorgen zeitweise um knapp acht Prozent auf ein Elf-Monats-Tief von 3,64 Euro. Dann aber erholte er sich am Nachmittag wieder und tendierte gut zwei Prozent im Plus.

Grund für die Verwirrung ist, dass Ceconomy sich erneut mit juristischen Plänkeleien abgeben muss. Einige "Berufskläger", wie man sie bei Ceconomy nennt, torpedieren den wichtigsten Beschluss der Hauptversammlung vom vergangenen Februar: den Kauf der Media-Saturn-Anteile durch die Ceconomy-Holding. Der Beschluss macht die Familie Kellerhals im Zuge einer Kapitalerhöhung zum Großaktionär von Ceconomy. Dagegen sind beim Landgericht Düsseldorf von mehreren Seiten Anfechtungs- und Nichtigkeitsklagen eingegangen. Der Konzern leitete im Gegenzug ein "aktienrechtliches Freigabeverfahren" vor dem OLG ein, über das laut Gesetz innerhalb von drei Monaten entschieden werden muss. Convergenta unterstützt Ceconomy dabei. Die vorläufige Rechtsauffassung des OLG hinsichtlich der geplanten Kapitalerhöhung deutet nun auf eine Verzögerung hin.

Mit der Transaktion soll der Kauf der 21,62 Prozent finanziert werden, die die Familie Kellerhals über ihre Holding hält. Im Gegenzug soll Convergenta mit bis zu 29,99 Prozent am Elektronikhändler beteiligt werden. Diese Einigung war Ende 2020 der bisherige Schlusspunkt in einem jahrzehntelangen juristischen Schlagabtausch zwischen beiden Seiten.

Die Transaktion ist zudem die Grundlage für den geplanten Konzernumbau, mit dem auch die gesellschaftsrechtlichen Strukturen vereinfacht werden sollen. Zudem ist geplant, die Management-Ebenen beider Unternehmen zu verschmelzen, um die Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Nun sieht es so aus, als würde im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September nichts mehr daraus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5346814
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.07.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.