Süddeutsche Zeitung

Buchhandel:Thalia und Mayersche schließen sich zusammen

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Von Dieter Sürig

Der deutsche Buchhandel wird neu geordnet: Die Buchhandelskette Thalia fusioniert mit der Mayerschen Buchhandlung mit derzeit 55 Filialen und 120 Millionen Euro Umsatz. Thalia macht nach Branchenschätzungen einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro. Die fusionierte Buchhandelskette verfügt dann bundesweit über fast 290 Filialen, dazu kommen 68 in Österreich und in der Schweiz. Thalia und die Mayersche werden damit nach eigenen Angaben zu Europas größtem familiengeführten Sortimentsbuchhändler. In Deutschland lässt Thalia/Mayersche die Konkurrenz hinter sich: Weitere Buchketten sind Hugendubel mit rund 80 Filialen und 70 Karstadt-Shops, Weltbild mit bundesweit 65 Filialen plus 23 Jokers-Standorten sowie Osiander mit 60 Läden in Süddeutschland.

"Thalia und die Mayersche verschmelzen zu einem innovationsstarken Buchhändler", sagt Thalia-Chef Michael Busch. Daraus entstehe "das im internationalen Vergleich erfolgreichste" Unternehmen mit der Kombination aus stationärem und Online-Buchhandel. Wegen der veränderten Rahmenbedingungen im Buchhandel seien "zukunftsweisende Konzepte und Allianzen" notwendig. "Wir sind im deutschen Buchhandel erfolgreicher, wenn wir gemeinsam handeln", so Busch.

Im Juli 2016 hatte ein Konsortium unter Führung des Herder-Verlags Thalia von dem US-Finanzinvestor Advent übernommen - gemeinsam mit dem Chef des Douglas-Konzerns, Henning Kreke, Thalia-Vorstand Michael Busch und Digitalunternehmer Leif Göritz. Thalia gehörte bis 2012 zur Douglas Holding. Der Gesellschafterkreis wird nun um die Familie Falter erweitert. Mayersche-Chef Hartmut Falter wird zweiter geschäftsführender Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung von Thalia. Er soll weiter die Mayersche KG führen und die Integration beider Unternehmen leiten. "Die beiden Unternehmen werden voneinander lernen und die jeweiligen Stärken zum Nutzen der Kunden einbringen", sagt Falter. "Die Mayersche und Thalia haben das gleiche Verständnis vom Buchhandel und teilen die gleichen Werte."

Bei den E-Books konnten die Händler Amazon schon ärgern

Thalia-Chef Michael Busch ist seit Jahren bemüht, der Internetkonkurrenz Amazon etwas entgegenzusetzen und den rückläufigen Zahlen in der deutschen Buchbranche zu trotzen. Mit den Mitbewerbern Weltbild, Hugendubel und Bertelsmann brachte Thalia im Frühjahr das E-Buch-Lesegerät Tolino auf den Markt und konnte Amazons Pendant Kindle damit mehr als 40 Prozent Marktanteil abnehmen. Mittlerweile haben sich der Initiative Tausende kleinere Buchhändler angeschlossen - über den Zwischenhändler Libri. Außerdem sind seit Jahren die mittelständischen Ketten Mayersche und Osiander dabei.

Im Herbst machte Thalia den nächsten Aufschlag: Das Unternehmen aus Hagen startete eine Imagekampagne für das Lesen und lud ausdrücklich auch andere Buchhändler dazu ein, sich anzuschließen. Außerdem baut Thalia mit Millionenaufwand seine Filialen um, um sie offener und attraktiver für die Kunden zu machen.

Verleger Manuel Herder sieht den Zusammenschluss der beiden Häuser als "richtigen Schritt von Unternehmerfamilien, ein Zeichen des Aufbruchs gegen die Marktmacht globaler Onlinehändler und für die innerstädtische Lesekultur zu setzen." Über die weiteren Details wurde Stillschweigen vereinbart, die Fusion muss zudem noch vom Kartellamt genehmigt werden.

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