Süddeutsche Zeitung

Boring Company:Elon Musk baut Turboverbindung zum Flughafen Chicago

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Von Hans von der Hagen

In einem Konzeptfilmchen zeigt die Boring Company von Elon Musk schon mal, was da kommen soll: Auf einem Platz neben einer Straße steht ein fahrerloses Vehikel im Format eines kleinen Busses. Menschen steigen ein, die Tür schließt, in einem Aufzug sinkt das Fahrzeug in die Tiefe. Unten angekommen, wird es in den Strom anderer Fahrzeuge eingereiht und saust dann mit 200 Stundenkilometern zum Flughafen.

Vielleicht war es dieses animierte Video, in dem alles so geschmeidig abläuft, das die zuständigen Personen in Chicago überzeugt hat, Boring den Auftrag zu geben: Die Firma soll den Loop, also die Innenstadt von Chicago, über eine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit dem Großflughafen O'Hare verbinden. Alle 30 Sekunden soll ein neues Vehikel starten. 16 Personen bietet es Platz, die Fahrt soll zwölf Minuten dauern und 20 bis 25 Dollar kosten. Sowohl Boring als auch - laut Medienberichten - Rahm Emanuel, Bürgermeister von Chicago und unter Barack Obama einst Stabschef des Weißen Hauses, bestätigten den Auftrag. Offiziell vorgestellt werden soll das Projekt in Kürze.

Boring zahlt selbst

Viele Details sind noch offen - sowohl was die Streckenführung, den Zeitplan als auch was die Kosten angeht. Nach Angaben der Chicago Tribune soll Boring die Kosten des Projekts auf weniger als eine Milliarde Dollar veranschlagt haben. Tragen sill sie angeblich Boring selbst. Im Gegenzug erhält das Unternehmen alle Einnahmen, die über den Fahrpreis, Werbung oder Verkäufe in den Fahrzeugen generiert werden.

Für Musk ist der Auftrag ein überraschender Erfolg, hatte er doch Boring neben dem Autohersteller Tesla und dem Raumfahrtunternehmen Space-X eher beiläufig gegründet. "Der Verkehr macht mich wahnsinnig. Ich werde eine Tunnelbohrmaschine bauen und einfach beginnen zu bohren", schrieb er im Dezember 2016. So entstand Boring, das bislang nur durch einige Probebohrungen in Los Angeles von sich reden machte. Und durch Verkaufserfolge bei Mützen und Flammenwerfern, die Musk eher aus Spaß und vielleicht auch Langeweile mit dem Boring-Schriftzug anbot.

Der Auftrag zeigt, dass die Firma von Musk nun ernst genommen wird. Immerhin hat sie sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg gegen Unternehmen wie Mott MacDonald oder JLC Infrastructure durchgesetzt, die schon Erfahrung bei der Planung oder Finanzierung von Flughafenprojekten haben. JLC ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Chicagoer Gesellschaft Loop Capital sowie von Magic Johnson Enterprises, der Investmentgesellschaft des früheren Basketball-Stars Earvin "Magic" Johnson.

Dass Musk viele seiner Versprechen oft erst mit gewaltigen Verzögerungen umsetzt, scheint Chicagos Bürgermeister Emanuel nicht abzuschrecken. "Wir wetten auf einen Kerl, der nicht gerne verliert", sagte er der Chicago Tribune zufolge. "Es fahren Teslas auf den Straßen. Er hat Space-X zusammengefügt. Er hat einiges bewiesen."

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