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Börsenturbulenzen:Chinas Pille wirkt hier nicht

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Mit einer überraschenden Zinssenkung hatte die chinesische Notenbank am Dienstag die Finanzmärkte nach dem Absturz am Montag kurzzeitig beruhigt. Der Dax machte einen Satz um knapp fünf Prozent nach oben. An diesem Mittwoch startete der Aktienindex allerdings erneut im Minus.

Der Grund für die neuerliche Verunsicherung: In den USA war die Wall Street am Vorabend nach zunächst starkem Plus plötzlich wieder ins Minus gerutscht. Da die Wall Street unter den Börsen die Leitfunktion einnimmt, waren auch hierzulande die Anleger irritiert.

Chinas Notenbank hatte mit der Zinssenkung versucht, auf den Kursrutsch der chinesischen Aktienmärkte zu reagieren, die zuletzt abgestürzt waren und seitdem weltweit für Börsenturbulenzen sorgen. Als Reaktion auf den Einbruch hatte die Notenbank überdies die Anforderungen für die sogenannte Mindestreserven der Banken verringert - das ist der Betrag, den die Geldinstitute bei der Zentralbank hinterlegen müssen. Je niedriger er erst, desto mehr Geld steht der Wirtschaft zur Verfügung.

"Chinas Wirtschaft steht noch immer Druck", hieß es nach der fünften Zinssenkung innerhalb von neun Monaten in einem Statement der Bank. Es sei eine "extrem mühsame Aufgabe", das Wachstum und die Lebensqualität der Menschen zu sichern.

Durch die Zinssenkungen sollen die Konjunktur belebt und die Märkte gestützt werden. Nachdem die direkten Interventionen und Stützungskäufe zuletzt nur wenig Erfolg gezeigt hatten, wechselte Chinas Regierung damit ihre Strategie zur Stabilisierung der Börsen.

Wenig Wirkung an der Wall Street

Am New Yorker Aktienmarkt zeigte Chinas Maßnahme ebenfalls wenig Wirkung. An der Wall Street stiegen die wichtigsten Indizes am Dienstag zwar zunächst so kräftig wie noch nie in diesem Jahr. Gegen Ende des Handels drehte der Dow Jones aber deutlich ins Minus.

Anfangs waren viele Anleger noch auf Schnäppchenjagd gegangen, nachdem die US-Börse am Montag den schwächsten Handelstag seit vier Jahren erlebt hatte.

Noch während des Höhenflugs an der New Yorker Börse hatten Experten vor übertriebener Euphorie angesichts der Zinssenkung in China sowie eines überraschend deutlich gestiegenen Verbrauchervertrauens in den USA gewarnt: Das weltweite Wirtschaftswachstum bleibe weiter ungewiss, sagte Terry Sandven, Chef-Aktienstratege von U.S. Bank Wealth Management. Ähnlich äußerte sich auch Xavier Smith vom Vermögensverwalter Centre Asset Management: Um die Investoren wirklich zu beruhigen, brauche es positive Wirtschaftsdaten aus China, sagte er.

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dpa/klu
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