Süddeutsche Zeitung

Geldanlage:EU will Anlegern bei der Börsenwahl helfen

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Ein Gesetzentwurf der Kommission soll erreichen, dass Kunden einfacher Kurse vergleichen können. Zudem will Brüssel umstrittene Provisionszahlungen an Broker verbieten.

Von Björn Finke, Brüssel

Anleger sollen Kurse von Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren künftig einfacher zwischen den unterschiedlichen europäischen Börsen vergleichen können. Das soll dabei helfen, den besten Handelsplatz für das Geschäft zu finden. Kommende Woche präsentiert die EU-Kommission ein Gesetzespaket zur Finanzmarkt-Regulierung. Dazu gehören auch Novellen von zwei wichtigen EU-Rechtsakten für die Branche namens Mifid und Mifir. Der Süddeutschen Zeitung liegen Entwürfe vor, und darin finden sich die entsprechenden Vorschriften für mehr Transparenz bei Kursen.

EU-Börsen müssen demnach Handelsdaten an ein europaweites Vergleichsregister schicken, ein sogenanntes Consolidated Tape. Dafür sollen sie eine angemessene Vergütung erhalten. Die EU-Börsenaufsicht ESMA in Paris soll für den Aufbau und Betrieb des Systems einen Dienstleister per Ausschreibung bestimmen, heißt es in dem Gesetzentwurf, mit dem sich nun Europaparlament und Ministerrat, das Entscheidungsgremium der Mitgliedstaaten, befassen müssen. Die ESMA, die seit Monatsanfang mit der Deutsch-Britin Verena Ross eine neue Chefin hat, soll auch die Höhe der Vergütung für die Börsen und die Nutzungsentgelte festschreiben.

Diese Machtfülle stößt bereits auf Kritik im Europaparlament: "Es geht nicht, dass die ESMA die zentralen Parameter festlegt und der europäische Gesetzgeber bei diesen Fragen außen vor bleibt", sagt der CSU-Abgeordnete Markus Ferber, der wirtschaftspolitische Sprecher der christdemokratischen EVP-Fraktion.

Zu Kontroversen dürfte ebenfalls führen, dass die Gesetzentwürfe die umstrittene Praxis des Payment for Order Flow verbieten würden. Dies bedeutet, dass Börsenhändler Brokern eine Vergütung dafür zahlen, wenn die Broker Aufträge ihrer Kunden von diesen Händlern ausführen lassen. Das Modell erlaubt es billigen Online-Brokern, kostenlos oder sehr günstig Aktiengeschäfte anzubieten. Doch Kritiker klagen, dass dieses Konzept zu Interessenskonflikten führt und Kunden vielleicht nicht den bestmöglichen Kurs erhalten. CSU-Mann Ferber sagt, es sei gut, dass sich die EU-Kommission "endlich" des Themas annehme: "Wir müssen aber sehr genau schauen, ob ein Verbot die einzige gangbare Lösung ist oder ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt."

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