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Boeing:Ermittler untersuchen nach "Dreamliner"-Vorfall offenbar Pilotensitz

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Möglicherweise hat das Verstellen eines Sitzes zu Turbulenzen einer Boeing "787-9" während des Fluges beigetragen. Allerdings ist auch unklar, wer den Schalter betätigt haben soll.

Am Montag verlor ein Boein g 787-9 Dreamliner während eines Fluges von Sydney ins neuseeländische Auckland an Höhe - der Bug senkte sich offenbar nach unten. Mindestens 50 Menschen an Bord des Dreamliners mit insgesamt 263 Passagieren und neun Besatzungsmitgliedern wurden bei dem Vorfall verletzt.

Die chilenische Fluggesellschaft Latam machte für den Höhenverlust umgehend ein technisches Problem verantwortlich. Dazu passt, dass ein Passagier nach dem Flug in Interviews berichtete, dass ihm der Pilot bei der Inspektion der Kabine unmittelbar nach dem Vorfall von einem plötzlichen Ausfall der Fluginstrumente erzählt hatte.

Nun gerät offenbar einer der Pilotensitze in den Blick der Ermittler. "Eine Bewegung des Sitzes hat die Neigung des Flugzeugs nach unten verursacht", berichtet das Fachmagazin Air Current unter Berufung auf einen ranghohen Sicherheitsbeamten von Latam. Nach den vorliegenden Informationen gehe man davon aus, dass die Sitzbewegung durch den Piloten verursacht und nicht beabsichtigt gewesen sei. In diesem Zusammenhang werde auch die Möglichkeit eines elektrischen Kurzschlusses geprüft, hieß es unter Berufung auf einen zweiten Insider. Eine offizielle Bestätigung von Latam gibt es dazu nicht.

Laut dem Wall Street Journal soll indes nicht der Pilot selbst, sondern ein Flugbegleiter beim Servieren an den Schalter des Pilotensitzes gekommen sein, was dazu führte, dass sich der Bug des Flugzeugs nach unten neigte. Wie der Flugbegleiter an den Schalter kommen konnte, ist unklar. Es bleibt somit vorerst eine von vielen Thesen. Weder Boeing noch Latam wollten sich zu den Spekulationen unter Verweis auf laufende Ermittlungen äußern.

Experten weisen darauf hin, dass die meisten Unfälle von Flugzeugen nicht durch einen einzigen technischen Mangel verursacht werden, sondern durch eine Verkettung mehrerer Fehler. Die Behörden in Neuseeland gaben unterdessen bekannt, dass der Sprachrekorder und Flugdatenspeicher des Flugzeugs beschlagnahmt worden seien.

Die Fluggesellschaft Latam ist in Chile beheimatet - die 787-9 hätte nach einem Zwischenstopp in Auckland regulär nach Santiago weiterfliegen sollen.

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