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Nach Absturz in Äthiopien:China erlässt Startverbot für Flugzeuge vom Typ "Boeing 737 Max 8"

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Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien mit 157 Toten gerät der amerikanische Hersteller Boeing unter Druck. Die chinesische Luftfahrtaufsicht CAAC ordnete die heimischen Fluggesellschaften an, ihre Maschinen des Boeing-Typs 737 Max 8 vorerst nicht mehr einzusetzen. Mit diesem Schritt solle die Flugsicherheit gewährleistet werden. Bislang seien 96 Maschinen des Typs bei chinesischen Fluglinien in Betrieb. Die CAAC will nun Boeing und die US-Behörden kontaktieren.

Auch die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines, deren Maschine am Sonntag abgestürzt war, hat ein Startverbot für alle baugleichen Flugzeuge verhängt. "Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme am Boden zu belassen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Bei dem Unglück in Äthiopien waren alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Über die Ursache wurde bislang nichts bekannt. Es ist bereits der zweite Absturz einer Maschine dieses erst seit 2017 ausgelieferten Boeing-Modells binnen fünf Monaten. Beim Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Fluglinie Lion Air im Oktober waren in Indonesien 189 Menschen ums Leben gekommen. Bei beiden Unglücken habe es "gewisse Ähnlichkeiten" gegeben, teilte die CAAC mit.

Ein Boeing-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu Chinas Entscheidung ab. Der Flugzeugbauer kündigte allerdings an, dass er die für Mittwoch in Seattle geplante Feier zur Vorstellung des neuen Modells 777X wegen des Unglücks verschieben werde.

Ein US-Regierungsvertreter nannte es unklar, auf Basis welcher Informationen die Volksrepublik den Beschluss getroffen habe. Ein ähnliches Vorgehen der US-Behörden sei nicht geplant. Die Sicherheitsbilanz beim Typ 737 Max 8 in den USA sei glänzend.

Fünf deutsche Todesopfer

Nach dem Absturz der Maschine, die von Äthiopien unterwegs nach Kenia war, beginnen an diesem Montag die Identifizierung der Opfer und Klärung der Unglücksursache. In den weit verstreuten Trümmern des Flugzeugs suchen Helfer nach den Black Boxes - den Flugschreibern mit den Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche.

Das Auswärtige Amt bemüht sich weiterhin um Klärung, wie viele Deutsche an Bord des Jets waren. Es geht davon aus, dass auch deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sind, nennt aber keine Zahl. Nach einer Auflistung der Airline waren fünf Deutsche an Bord der Maschine - sowie viele weitere Europäer. Die Todesopfer stammten demnach aus 35 Ländern. Unter anderem seien 32 Kenianer, 18 Kanadier, neun Äthiopier sowie jeweils acht US-Amerikaner, Italiener und Chinesen an Bord gewesen.

Die Maschine stürzte nach Angaben der Fluggesellschaft nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, sagte der Chef der Fluggesellschaft, Tewolde Gebremariam.

Das neue Flugzeug war zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Ein Routine-Check unmittelbar vor dem Start am Sonntag habe keine Probleme aufgezeigt, sagte Gebremariam. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende vergangenen Jahres sei es etwa 1200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Fluggesellschaft gearbeitet.

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