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Luftfahrt:Nach "737 Max"-Abstürzen: Klage gegen Boeing zugelassen

Der Vorstand des Konzerns gerät weiter unter Druck: Er habe erwiesenermaßen gelogen, was sein Handeln nach den tödlichen Flugzeugunglücken betrifft, urteilt ein Richter im US-Bundesstaat Delaware.

Ein Richter im US-Bundesstaat Delaware lässt eine Klage von Boeing-Aktionären gegen den Vorstand des Unternehmens wegen zweier tödlicher Abstürze der 737 Max zu. Es sei erwiesen, dass der Vorstand darüber gelogen habe, ob und wie er die Sicherheit der 737 Max überwacht hat, hieß es in der Urteilsbegründung am Dienstag.

Der erste der beiden Abstürze sei eine "Warnung" in Bezug auf einen Fehler im Sicherheitssystem MCAS gewesen, "die der Vorstand hätte beachten sollen, aber stattdessen ignoriert hat". Dass der Vorstand wissentlich versagt habe, zeige sich auch daran, dass er zum damaligen Zeitpunkt erklärte, bestimmte Maßnahmen zur Überwachung der Sicherheit ergriffen zu haben, die er in Wirklichkeit nicht durchgeführt hat.

Der damalige Boeing-Direktor und jetzige Unternehmenschef Dave Calhoun hatte ausgesagt, dass der Vorstand nach dem ersten Absturz einer Lion-Air-Maschine 2018 "sofort und im Großen und Ganzen" informiert worden sei und danach "sehr, sehr schnell" zusammenkam. Auch nach dem zweiten Absturz - diesmal einer Maschine der Ethiopian Airlines - habe sich der Vorstand im März 2019 innerhalb von 24 Stunden nach dem Unglück getroffen, um ein mögliches Flugverbot der 737 Max zu diskutieren. "Jede von Calhouns Darstellungen war falsch", heißt es in der Gerichtsentscheidung. Boeing war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Bei den Abstürzen kamen insgesamt 346 Menschen ums Leben. Die 737 Max wurde danach von der US-Luftfahrtbehörde FAA mit einem Flugverbot belegt, das im November 2020 unter strengen Auflagen aufgehoben wurde.

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SZ/rtr/kast
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