Süddeutsche Zeitung

Haushaltsgeräte:BSH Hausgeräte baut weltweit 3500 Stellen ab

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Als wegen Corona das Leben stillstand, wurden die neue Einbauküche und die Elektrogeräte darin zum Ersatz für die Reise auf die Insel. Doch inzwischen laufen die Geschäfte der Branche deutlich schlechter. Nach Miele streicht nun auch die Bosch-Tochter Tausende Jobs.

Von Thomas Fromm

Nach dem Gütersloher Haushaltsgerätekonzern Miele plant nun auch BSH Hausgeräte den Abbau Tausender Stellen. Bis zum Jahr 2027 sollen weltweit 3500 Jobs gestrichen werden, sagte BSH-Chef Matthias Metz der Süddeutschen Zeitung. Die ersten tausend davon sollen noch in diesem Jahr wegfallen, hierzulande sind im Jahr 2024 450 Beschäftigte von dem Stellenabbau betroffen. Wie es danach am Standort Deutschland weitergeht, sei im Moment noch offen. "Wie viele Stellen dann in den folgenden drei Jahren noch in Deutschland wegfallen werden, können wir derzeit noch nicht präzisieren", so Metz. Von mehr als 60 000 BSH-Mitarbeitern weltweit arbeiten derzeit an die 17 000 in Deutschland.

Erst vor zwei Wochen hatte BSH-Konkurrent Miele angekündigt, bis zu 2700 seiner weltweit 23 000 Stellen zu streichen oder zu verlagern. So sollen Hunderte Arbeitsplätze aus der Waschmaschinenfertigung im Werk Gütersloh nach Polen verlagert werden.

Die Unternehmen reagieren damit auf die eingebrochene Nachfrage nach Waschmaschinen, Kühlschränken und anderen Küchengeräten sowie den steigenden Kostendruck in der Branche. Auch die Krise im Bausektor bekommen BSH und Miele massiv zu spüren: Weil immer weniger Neubauten entstehen, werden auch weitaus weniger Einbauküchen verkauft. Während der Corona-Pandemie hatte die Branche ein ungewöhnlich starkes Wachstum erlebt - viele Menschen, die wegen Covid auf Urlaubsreisen verzichten mussten, hatten dafür in neue Möbel oder Küchen investiert.

Betroffen von den Kürzungsplänen bei BSH Hausgeräte, einer Tochter des Bosch-Konzerns, seien nun die sogenannten "indirekten Bereiche" - also Tätigkeiten in der Verwaltung und internen Dienstleistungsbereichen. "Unsere Werke sind nicht im Fokus", so BSH-Chef Matthias Metz. "Dort wollen wir die Stammbelegschaft halten - auch, um bei erstarkenden Märkten auf einen höheren Absatz vorbereitet zu sein." Betriebsbedingte Kündigungen seien daher nicht geplant. Eine "interne Transformationseinheit" soll betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "aus- und weiterbilden, um sie dann für den internen, aber auch für den Arbeitsmarkt außerhalb der BSH zu qualifizieren", so Metz.

Metz zeigte zudem Verständnis dafür, wenn Firmen verstärkt im Ausland investierten. Es sei "rational schon nachvollziehbar, wenn Unternehmen angesichts überbordender Regulierung und Bürokratie, der Energiekosten und sonstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland über Standortentscheidungen im Ausland nachdenken", sagte er. Metz wörtlich: "Es ist ja nicht gottgegeben, dass die deutsche und europäische Wirtschaft, die heute stark ist, auch noch in zehn oder 20 Jahren stark ist. Das ist kein Automatismus."

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