Süddeutsche Zeitung

Berliner Pannenflughafen:Noch einmal 1,1 Milliarden für den BER

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Um den Hauptstadtflughafen fertig zu bekommen, braucht Chef Mehdorn weitere 1,1 Milliarden Euro. Der Aufsichtsrat stimmt zu, auch wenn die entscheidende Frage unbeantwortet ist: Wann wird der BER endlich eröffnet?

Von Jens Schneider, Berlin

Für den Chef des im Bau befindlichen Hauptstadtflughafens, Hartmut Mehdorn, hat in dieser Woche das Werben um mehr Geld für das Projekt begonnen. Dabei muss er mit starkem Widerstand aus der Politik rechnen. Um den Flughafen fertig zu bauen, braucht die Flughafengesellschaft FBB zusätzlich rund 1,1 Milliarden Euro von den Anteilseignern, das sind der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg. Der Aufsichtsrat unterstütze das Finanzkonzept, erklärte der Vorsitzende, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), am Montag. Die Zustimmung der Parlamente steht aber noch aus.

Am Mittwoch soll sich der Haushaltsausschuss des Bundestags damit befassen.

Mit den zusätzlichen Mitteln würde der Flughafen in Schönefeld insgesamt rund 5,4 Milliarden Euro kosten. Bis heute ist unklar, wann er in Betrieb gehen kann. Seine Eröffnung war wegen technischer Probleme, vor allem mit der Brandschutzanlage, immer wieder verschoben worden. Inzwischen will Geschäftsführer Mehdorn so lange keinen neuen Eröffnungstermin nennen, bis er sich sicher sein kann, dass dieser von den Baufirmen gehalten wird.

Große Skepsis in der Politik

Die hohen zusätzlichen Kosten des Flughafens werden in der Politik mit großer Skepsis aufgenommen. Die Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Gesine Lötzsch (Linke), sagte im Inforadio des RBB, sie könne sich im Moment "überhaupt nicht vorstellen", den neuen Milliarden-Forderungen von Flughafenchef Hartmut Mehdorn zuzustimmen. Sie brauche zuerst einen detaillierten Termin- und Kostenplan. In Brandenburg, wo SPD und Linke gemeinsam regieren, äußerte Finanzminister Christian Görke Vorbehalte und forderte ebenfalls, dass die zusätzlichen Kosten klar begründet werden müssten.

Am Montag legte auch die Anfang Juni einberufene Task Force, die die Korruptionsaffäre um den inzwischen entlassenen Technikchef Jochen Großmann untersucht, dem Aufsichtsrat einen Zwischenbericht vor. Demnach haben sich die Verdachtsmomente erhärtet; es habe Preisabsprachen gegeben. Gegen den Ingenieur wird wegen Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt. Die Anteilseigner haben beschlossen, dass auch externe Gutachter die Abläufe am Flughafen überprüfen sollen. Erste Ergebnisse sollen möglichst bis Oktober 2014 vorliegen

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Quelle:
SZ vom 01.07.2014
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