Süddeutsche Zeitung

Banken:Italienische Krisenbank Monte dei Paschi steht vor Verstaatlichung

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Von Ulrike Sauer, Rom

Die Hoffnung der Italiener auf eine private Rettung der kriselnden Traditionsbank Monte dei Paschi (MPS) ist am Freitag geplatzt. Die Europäische Bankenaufsicht in Frankfurt verweigerte dem Geldhaus aus der Toskana einen Aufschub, um sich neues Kapital bei den Investoren zu besorgen. Italiens drittgrößte Bank steht nun vor einer Verstaatlichung. Die MPS-Aktie stürzte am Freitagnachmittag ab, ihr Kurs fiel um 14 Prozent. Der Handel mit der Aktie wurde deshalb ausgesetzt.

Nach dem Sturz der römischen Regierung hatte die MPS kürzlich um eine Verlängerung der Frist für ihren Rettungsplan gebeten. Die Bank wollte einen Aufschub bis zum 20. Januar. Man hoffte so, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) geforderte Kapitalerhöhung doch noch hinzubekommen. Doch daraus wird nun nichts. Die Monte dei Paschi - die älteste Bank der Welt - könnte deshalb schon bald verstaatlich werden.

Schon am Wochenende könnte der Staat einspringen

Das Geldhaus ist schon länger in der Krise. Beim europäischen Stresstest im Juli fiel sie durch - als schlechteste Bank des Kontinents. Auf Verlangen der EZB muss sie bis Jahresende fünf Milliarden Euro frisches Kapital einsammeln. Der nach dem Scheitern seiner Verfassungsreform zurückgetretene Regierungschef Matteo Renzi hatte bis zuletzt versucht, eine staatliche Rettung um jeden Preis zu verhindern. Die populistische Partei 5-Sterne-Bewegung hatte das mehrfach gefordert und Renzi damit vor dem Referendum unter Druck gebacht. Unter der Regie der amerikanischen Investmentbank JP Morgan bemühte man sich seit Sommer, private Investoren zu gewinnen. Doch die potentiellen Anleger machten nach Renzis Niederlage beim Referendum am Sonntag einen Rückzieher.

Bei Monte dei Paschi hatte man gehofft, durch eine Fristverlängerung die Bildung einer neuen Regierung abwarten zu können. Nun wird wohl notgedrungen der Plan B zum Zuge kommen. Das römische Finanzministerium und die italienische Zentralbank haben einen alternativen Rettungsplan ausgearbeitet, der einen Einstieg des Staats in der Krisenbank vorsieht. In Rom rechnet man damit, dass das zurückgetretene Kabinett schon am Wochenende ein entsprechendes Regierungsdekret verabschieden wird.

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