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Auswirkungen der Schuldenkrise:Griechenland lässt sich große Mengen Öl aus Iran liefern

Pikante Win-win-Situation: Russland und andere Förderländer wollen Griechenland wegen seiner Finanzprobleme nicht mehr mit Öl versorgen. Deshalb greift das hoch verschuldete Land immer mehr auf Lieferungen aus Iran zurück. Aus Iran? Dabei bereitet die EU gerade Sanktionen gegen die Machthaber in Teheran vor.

Das von der Pleite bedrohte Griechenland bezieht sein Öl zunehmend aus dem von neuen Sanktionen bedrohten Iran. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Handelskreisen erfuhr, importiert das klamme Mittelmeerland mittlerweile einen Großteil seines Bedarfs aus der Islamischen Republik.

Dutzende Händler in Europa sagten, wegen der prekären Finanzlage sei Griechenland in den vergangenen Monaten praktisch von Öllieferungen aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan abgeschnitten worden. Aufgrund seines umstrittenen Atomprogramms darf Iran kein Öl in die USA liefern. In Europa sind die Einfuhren zwar noch legal. Die EU erwägt jedoch Sanktionen gegen Iran, die bereits in wenigen Wochen greifen könnten.

Sollte der letzte große Öllieferant ausfallen, könnte Griechenland in eine prekäre Lage geraten: "Die Griechen machen kein Geheimnis daraus, dass sie sich mit iranischen Lieferungen über Wasser halten. Die anderen Länder verkaufen ihnen in der jetzigen Lage einfach nichts mehr", sagte ein Händler im Mittelmeerraum, der seinen Namen nicht preisgeben wollte. Andernorts hieß es, es finde sich praktisch keine Bank mehr, die ein Ölgeschäft mit Griechenland finanzieren wolle. Zwar sei an der Zahlungsmoral der Griechen bislang noch nichts auszusetzen gewesen, doch mittlerweile seien die Händler wegen der unsicheren Zukunft Griechenlands äußerst vorsichtig.

Die insgesamt vier Raffinerien in Griechenland können insgesamt etwa 400.000 Barrel Öl pro Tag verarbeiten. In den vergangenen Monaten ist dieses Volumen im Zug von Reparaturarbeiten jedoch auf 330.000 Barrel gesunken. Für die dortige Betreibergesellschaft spielt das Herkunftsland des bezogenen Öls keine Rolle: "Unsere Liefervereinbarungen gründen ausschließlich auf geschäftlichen Erwägungen", ließ ein Sprecher wissen.

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Reuters/olkl
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