Süddeutsche Zeitung

Auktion:Teurer Schein

Der weltweite Kunstmarkt boomt: Sotheby's und Rivale Christie's verkünden laufend neue Bestmarken. Das Bild einer Ein-Dollar-Note von Andy Warhol ist beim Auktionshaus Sotheby's für fast 30 Millionen Euro versteigert worden.

Von Björn Finke

"I like money on the wall": Ich mag Geld an der Wand, sagte Pop-Art-Guru Andy Warhol 1975. Deswegen fabrizierte der amerikanische Künstler gleich eine ganze Reihe von Werken, die Dollarscheine oder das Dollarlogo zeigen. Sein allererstes Gemälde mit einer Banknote stammt von 1962; es heißt "One Dollar Bill (Silver Certificate)" und wurde am Mittwochabend in London beim Auktionshaus Sotheby's versteigert - für 29,4 Millionen Euro. Auch manch Kunstliebhaber mag also Geld an der Wand und ist bereit, dafür einiges eben jenes Geldes auf den Tisch zu legen. Insgesamt brachte die Versteigerung 183,9 Millionen Euro ein: So viel hatte Sotheby's bei einer Auktion zeitgenössischer Kunst in London nie zuvor erlöst. Doch der weltweite Kunstmarkt boomt, gerade für zeitgenössische Maler wie Warhol, Francis Bacon oder den Deutschen Gerhard Richter investieren die Käufer Rekordsummen. Daher verkünden Sotheby's und der Rivale Christie's reihenweise neue Bestmarken nach ihren Versteigerungen. Das feit allerdings nicht vor Enttäuschungen. So fand sich am Mittwochabend bei Sotheby's niemand, der bereit war, den Mindestpreis für Bacons Gemälde "Study for a Pope I" von 1961 zu bieten. Das gut 1,50 mal 1,20 Meter große Werk soll geschätzt mindestens 35 Millionen Euro wert sein. Aber reiche Sammler hängen sich offenbar lieber Geldscheine an die Wand.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2015
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