Süddeutsche Zeitung

Aschewolke: Ryanair zahlt doch:Rolle rückwärts am Himmel

Lesezeit: 1 min

Von wegen Krawall um die Asche: Ryanair macht einen Rückzieher und will seinen Passagieren nun doch alle Kosten infolge der Flugausfälle zahlen. Airline-Chef O'Leary allerdings ist "not amused".

Erst sah es so aus, als ob Ryanair-Kunden auf einen Teil ihrer Auslagen durch Flugausfälle infolge der Aschewolke in den vergangenen Tagen wohl sitzenbleiben würden, doch jetzt gibt der Billigflieger Entwarnung: Die gesamten Kosten sollen erstattet werden.

Die Fluggesellschaft werde die Vorschriften aus der entsprechenden EU-Richtlinie umsetzen, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary. Noch am Vortag hatte O'Leary angekündigt, sein Unternehmen werde angefallene Ausgaben etwa für Unterkunft und Verpflegung nur bis zur Höhe des gezahlten Ticketpreises erstatten.

Damit wären Passagiere häufig auf einem großen Teil ihrer Kosten sitzen geblieben, wenn sie aufgrund eines späteren Rückflugs etwa ein Hotel buchen mussten.

Nach EU-Recht haben Reisende bei gestrichenen Flügen Recht auf die vollständige Erstattung ihres Flugtickets einschließlich der Gebühren oder auf eine Ersatzbeförderung. Entscheidet sich ein Fluggast für letzteres - also etwa einen späteren Flug, eine Bahn- oder eine Busfahrt - muss die Fluggesellschaft auch für die etwaig notwendige Unterkunft bis zum Abflug oder zur Abfahrt aufkommen; das gilt auch für Verpflegungskosten.

"Absurd und diskriminierend"

Jetzt sagte O'Leary, die Ereignisse der vergangenen Tage hätten gezeigt, "wie absurd und diskriminierend" die EU-Vorgaben seien. Während Fähr-, Bus- und Bahngesellschaften Ausgaben nur bis zum gezahlten Ticketpreis erstatten müssten, kämen auf Fluggesellschaften "potentiell unbegrenzte Ausgaben" zu. Nach Auskunft der deutschen Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr müssen Bahngesellschaften sehr wohl Hotels unabhängig vom Ticketpreis zahlen - solange der Preis angemessen ist.

O'Leary kritisierte die Flugverbote aufgrund der Vulkanasche-Wolke: Die Schließung des Luftraums sei "katastrophal" gewesen, die entsprechenden Entscheidungen der europäischen Regierungen und Flugaufsichten nannte der Unternehmenschef "falsch".

Die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull hatte den Luftverkehr in Europa zum Großteil zum Erliegen gebracht. In etwa 30 Staaten einschließlich Deutschland mussten Zehntausende Flüge abgesagt werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.933871
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/AFP/mel
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.