Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Arbeitslosigkeit sinkt trotz steigender Infektionen

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Der deutsche Arbeitsmarkt erholt sich von der Krise - dabei steckt das Land noch mitten drin. Die Schließungen von Restaurants und Geschäften führen nicht zu großen Entlassungen.

Von Alexander Hagelüken

Trotz Rückschlägen bei der Corona-Pandemie erholt sich der deutsche Arbeitsmarkt weiter. Geschäfte und Gastgewerbe bleiben geschlossen, doch die Zahl der Arbeitslosen ist im März um 80 000 auf 2,8 Millionen gesunken. "Es gab eine spürbare Frühjahrsbelebung - und das, obwohl die Infektionen steigen und die Einschränkungen für einige Wirtschaftsbereiche nach wie vor bestehen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele.

Das Frühjahr ist normalerweise sowieso eine gute Zeit am Arbeitsmarkt. Sobald das Wetter schöner wird, lässt sich zum Beispiel an Baustellen besser arbeiten. Aber auch wenn man diesen Jahreszeiteffekt herausrechnet, gab es im März weniger Jobsucher als im Februar. Dabei hilft die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch. Zentral ist, dass die deutsche Industrie international wieder viel exportiert. Die Schließungen von Restaurants und Geschäften treffen zwar die Beschäftigten in diesen Branchen. Doch auch dort werden wenig sozialversicherte Arbeitnehmer entlassen. Die Betriebe reagieren eher über Kurzarbeit oder die Streichung von Minijobs.

Generell verbessern sich die Perspektiven am Arbeitsmarkt. Trotz stark steigender Corona-Infektionen sind die Unternehmen inzwischen optimistischer - sowohl für ihre Geschäfte als auch für Einstellungen. Das Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts steigt auf den höchsten Wert seit einem Jahr. "Der Arbeitsmarkt setzt trotz des Lockdowns zur Erholung an", so Forscher Klaus Wohlrabe.

Erstmals seit November wollen mehr Betriebe Personal einstellen

Die gute Entwicklung der Industrie wirkt sich langsam auch auf die Beschäftigung aus. Zum ersten Mal seit zwei Jahren gibt es genauso viele Firmen, die Einstellungen planen, wie Betriebe, die Stellen abbauen. Vor allem die Elektroindustrie sucht neue Mitarbeiter. Beflügelt von Informationstechnik und Logistikbranche stellen auch Dienstleister ein. Erstmals seit November wollen mehr Betriebe Personal einstellen - allerdings nicht im Handel.

Stark beeinflusst werden die Jobaussichten durch die Konjunktur. Nach dem Corona-Einbruch 2020 erwarten Forschungsinstitute einen deutlichen Aufschwung. Viele haben wegen der anhaltenden Schließung von Restaurants und Geschäften ihre Prognose etwas nach unten korrigiert. Sie erwarten aber, dass die deutsche Wirtschaft um drei bis vier Prozent wachsen wird. Das wird für Beschäftigung sorgen.

Für das Gesamtjahr erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dass es gut 100 000 Arbeitslose weniger gibt. Damit wäre aber nur ein Teil des Corona-Anstiegs wettgemacht. Im März waren ein halbe Million Bürger mehr auf Jobsuche als ein Jahr zuvor. "Insgesamt zeigt der Arbeitsmarkt weiter deutliche Spuren der nun seit einem Jahr andauernden Krise", so Agenturchef Scheele.

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