Süddeutsche Zeitung

Arbeitslosigkeit:In der Hartz-IV-Falle

Die Regierung jubelt: Schon wieder sinkt die Zahl der Jobsuchenden. Doch die Freude ist verfehlt. Denn Langzeitarbeitslose haben es nach wie vor schwer, eine Stelle zu finden - auch wegen einer Entscheidung der Regierung.

Thomas Öchsner

Das deutsche Jobwunder geht weiter. Die Zahl der Arbeitslosen ist erneut unter drei Millionen geblieben. Mancherorts herrscht sogar Vollbeschäftigung.

Die positiven Nachrichten dürfen die Regierung aber nicht dazu verleiten, in Selbstzufriedenheit zu schwelgen. Nach wie vor gibt es unter den Jobsuchenden eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: auf der einen Seite diejenigen, die gerade erst ihre Stelle verloren haben und denen die Arbeitsagentur oft schnell einen neuen Platz vermitteln kann. Auf der anderen Seite die Langzeitarbeitslosen, die nur sehr schwer den Sprung von Hartz IV zu einem festen Job schaffen.

Das liegt nicht zuletzt an ihrer geringen Qualifikation. Jahr für Jahr verlassen 65.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Mehr als einer Million junge Menschen fehlt eine berufliche Erstausbildung. Das kann sich ein Land, das auf Fachkräfte angewiesen ist, auf Dauer nicht leisten.

Nötig ist also mehr Geld für Bildung und Schulen. Die Berater in den Jobcentern brauchen aber auch mehr Zeit für individuelle Betreuung, die nachweislich die Vermittlungserfolge erhöht. Doch weil Berlin spart, gibt es 2011 für die Förderung der Arbeitslosen weniger Geld. Gleichzeitig sollen die Jobcenter auch noch das Bildungspaket für Kinder aus Hartz-IV-Haushalten umsetzen. Leichter aus der Hartz-IV-Falle kommen Langzeitarbeitslose so nicht.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2010
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