Süddeutsche Zeitung

Apple:Großverdiener, aber Steuerzwerg

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Von Caspar Busse, München

Ein Quartalsgewinn so hoch wie die Wirtschaftskraft ganzer Volkswirtschaften: Das Bruttoinlandsprodukt von Ländern wie Georgien, Kambodscha oder Island liegt in der Größenordnung von 18 Milliarden Dollar im Jahr. Diese Summe hat das IT-Unternehmen Apple nun in drei Monaten unter dem Strich verdient. Der Gewinn erhöhte sich im Weihnachtsquartal um immerhin fast 39 Prozent, auch der Umsatz erreichte ein Rekordniveau. Weltweit sind die Apple-Produkte gefragt, besonders das iPhone, nun auch in China. Apple spürt nicht die schwächelnde Konjunktur. "Wir haben keine Verlangsamung festgestellt", sagte Finanzchef Luca Maestri. Konzernchef Tim Cook sprach von einem "unglaublichen Quartal".

Die amerikanischen Finanzbehörden können sich aber trotz der Rekordzahlen weiterhin nicht über hohe Steuereinnahmen freuen. Denn Apples Ziel ist es, Steuerzahlungen auf ein Minimum zu reduzieren. In Europa beispielsweise unterhält der Konzern einen Sitz in Irland, verschiebt Gewinne dorthin und profitiert dann von extrem niedrigen Steuersätzen. Zuletzt sollen die europäischen Gewinne mit lediglich etwa zwei Prozent besteuert worden sein. Apple kam bereits 1980* nach Irland, andere US-Konzerne wie Google oder Facebook folgten später.

Die Kritik daran wird lauter. Die britische Wirtschaftsprofessorin Mariana Mazzucato wies jüngst darauf hin, dass gerade Apple auch von der Innovationsförderung des amerikanischen Staats erheblich profitiert habe. "Apple sollte Steuern nicht nur deshalb zahlen, weil es sich so gehört, sondern weil es der Inbegriff eines Unternehmens ist, das nur dank öffentlicher Gelder so groß werden konnte", schreibt Mazzucato in ihrem jüngsten Buch "Das Kapital des Staates". Folge der Steuerpolitik ist auch, dass ein Großteil der Apple-Gelder im Ausland liegen. Der Barmittelbestand legte zuletzt auf 178 Milliarden Dollar zu. Bei den Anlegern kamen die Apple-Rekorde jedenfalls gut an: Die Aktie legte deutlich zu, in der Vergangenheit war die Aktie nach Rekordzahlen auch schon mal gesunken, weil die Anleger noch mehr erwartet hatten. Im Frankfurter Handel stieg das Papier am Mittwoch zeitweise um mehr als sechs Prozent und war dort so teuer wie nie zuvor. Apple ist mit nahezu 700 Milliarden Dollar das teuerste Unternehmen der Welt - das entspricht in etwa der Wirtschaftskraft der Schweiz.

*In einer früheren Version des Textes hieß es, Apple sei in den 90er Jahren nach Irland gegangen. Tatsächlich ist der Konzern dort bereits seit 1980 aktiv.

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SZ vom 29.01.2015
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