Süddeutsche Zeitung

Apple:Des Apfels Kern

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Der Zukauf von Intels Modemsparte folgt Apples Strategie, wichtige Bauteile selbst zu entwickeln.

Von Helmut Martin-Jung, München

"Was man nicht selber macht..." Eigentlich ist das ja der Seufzer all derjenigen, die schlecht delegieren können. Im Falle des iPhone-Konzerns Apple jedoch ist diese Einstellung durchaus sinnvoll. Denn nur, wenn sich die iPhones von den Smartphones anderer Hersteller durch besondere Fähigkeiten abheben, gibt es einen Grund, sich die teuren Produkte designed in California zu kaufen. Wer aber nur Standard-Bauteile verwendet, tut sich schwer, daraus besondere Fähigkeiten hervor zu kitzeln. Dass Apple nun die Mehrheit an der Modemsparte von Intel übernehmen will, folgt klar dieser Strategie, selbst die Kontrolle zu übernehmen. Auch die Hauptchips etwa entwickelt Apple schon länger selbst - mit großem Erfolg. Die Bauteile sind nicht bloß leistungsfähig und up to date, sondern auch aufs Beste mit dem Rest verzahnt. Das merkt man dann zum Beispiel daran, dass Apple-Smartphones im Ruhezustand sehr wenig Strom verbrauchen.

Apple kauft für etwa eine Milliarde Dollar nicht die gesamte Modemsparte von Intel, sondern übernimmt denjenigen Teil und die 2200 Mitarbeiter, die sich mit der Entwicklung von Modems für den neuen Mobilfunkstandard 5G befassen. Mit Modems (das Wort wird gebildet aus Modulator - Demodulator) lassen sich Signale zwischen digitalen Endgeräten austauschen - was in Zukunft mit dem sehr leistungsfähigen 5G-Netz immer wichtiger wird.

Dass Apple an Intels Modemsparte interessiert war, wurde schon seit längerem gemunkelt. Bisher hatte Apple diese Chips von Qualcomm und Intel bezogen, doch war Apple mit der von Intel gelieferten Qualität nicht zufrieden. Das führte dann wohl auch zu der überraschenden Einigung in dem heftigen Streit mit Qualcomm. Apple hatte Qualcomm überhöhte Preise vorgeworfen, der Chiphersteller hatte daraufhin mit Patentklagen gedroht. Intel seinerseits hatte nach der Einigung zwischen Apple und Qualcomm beschlossen, das Geschäft mit 5G-Modems wieder aufzugeben und die Sparte zum Verkauf angeboten.

Ursprünglich gehörten Intels Modem-Experten zum deutschen Infineon-Konzern. Auch die 2200 Mitarbeiter, die nun zu Apple wechseln, sind größtenteils in Deutschland angesiedelt, die meisten in München. Durch den Deal besitzt Apple nun die Rechte an mehr als 17 000 Mobilfunk-Patenten. Intel darf trotz des Deals weiter Modems entwickeln, auch welche für den 5G-Standard, allerdings nur solche, die nicht in Smartphones eingebaut werden können.

Apple arbeitet schon länger daran, Modems selbst zu entwickeln, unter anderem wurde dazu in San Diego ein Entwicklungszentrum eröffnet - ganz in der Nähe von Qualcomm. Mit dem Zukauf will Apple die Entwicklung offenbar beschleunigen.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2019
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