Süddeutsche Zeitung

Angestellte:Apple ist weiß und männlich

Lesezeit: 2 min

Von Kristiana Ludwig

Es gab Tage, an denen es Tim Cook leichter fiel, Begeisterung auszulösen. Am 10. Februar zum Beispiel. Da rief der Apple-Chef im Palast-Hotel von San Francisco den Teilnehmern einer Technologie-Konferenz zu: "Es sind zu viele Männer im Publikum!" Damals erntete er spontan Applaus für seine Kritik an der Tech-Branche und dem männlich dominierten Silicon Valley. Heute, ein halbes Jahr später, hat er erstmals einen Report über seine Mitarbeiter vorgelegt. Er zeigt: Apple ist nicht progressiver als die Tech-Branche allgemein - sondern weiß und männlich.

Männer dominieren den Konzern, das zeigen die Zahlen (PDF): 72 Prozent der leitenden Positionen besetzten im Juli 2014 weiße Männer, nur knapp 16 Prozent Frauen. Unter den 83 Führungskräften befanden sich gerade mal acht Männer und drei Frauen mit Migrationshintergrund.

Bisher hatte sich Apple dem Guardian zufolge immer gewehrt, einen solchen detaillierten Arbeitnehmer-Report zu veröffentlichen. In den USA fordert die staatliche Antidiskriminierungskommission von jedem Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern eine detaillierte Aufstellung über Position, Geschlecht und Ethnie der Angestellten.

Von den knapp 60 000 Mitarbeitern, die Apple in seiner Firmenzentrale im kalifornischen Cupertino beschäftigt, waren dem Report zufolge gut 60 Prozent weiß und etwa 70 Prozent männlich. Nur acht Prozent von ihnen waren schwarz, 11,5 Prozent Lateinamerikaner. Zum Vergleich: Branchenübergreifend machen Afroamerikaner und Latinos etwa 26 Prozent aller Arbeitskräfte in den USA aus.

PR-Strategie für die schlechten Zahlen

Cook veröffentlichte seine maue Bilanz nicht ohne eine PR-Strategie. Seit der Erhebung der Daten vor einem Jahr habe sein Konzern weltweit mehr als 11 000 Frauen eingestellt, schrieb er in einer Pressemitteilung, und damit "65 Prozent mehr als im Vorjahr". Allein in den USA beschäftige Apple 2200 schwarze Arbeitnehmer, 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der angestellten Lateinamerikaner sei um 66 Prozent auf 2700 gestiegen.

Der Anteil der Frauen unter den weltweit 110 000 Mitarbeitern von Apple liege nun bei etwa 30 Prozent - und damit um ein knappes Drittel höher als im Vorjahr. Dies schließt nichttechnische Jobs wie Stellen im Einzelhandel ein, also zum Beispiel jene in den Apple-Stores.

Cooks Flucht nach vorne war längst überfällig. Viele Hightech-Firmen aus dem Silicon Valley stehen in den USA in der Kritik, weil sie überwiegend weiße oder asiatischstämmige Männer beschäftigen. Google, Facebook und andere große Akteure der Hightech-Branche haben bereits ihre Arbeitnehmer-Statistik veröffentlicht. Allerdings legten die meisten der Firmen erst die Details zur Zusammensetzung ihrer Belegschaft offen, nachdem der prominente Bürgerrechtler Jesse Jackson im vergangenen Jahr Druck machte und dabei von Kongressabgeordneten unterstützt wurde. Eine Ausnahme ist Halbleiterhersteller Intel, der schon seit mehr als zehn Jahren Reports veröffentlicht.

Sexismus-Debatte im Silicon Valley

Technische Mitarbeiter, wie Software-Entwickler oder Hardware-Ingenieure, sind nicht nur häufig weiß und männlich, sie verdienen mit Ausnahme der Manager in der Regel auch am meisten.

Im vergangenen Jahr entbrannte zudem eine Debatte über Sexismus im "Tal der weißen Männer", Frauen beklagten Diskriminierung, die Mitgründerin der Dating-App Tinder Whitney Wolfe verklagte ihr eigenes Unternehmen wegen sexueller Belästigung. Zudem wurden frauenfeindliche E-Mails des Snapchat-Gründers Evan Spiegel aus College-Zeiten publik.

Apple-Chef Tim Cook beteuert, er werde nun mehr "talentierte Menschen aus Gruppen, die in unserer Industrie unterrepräsentiert sind", einstellen, sein Konzern fördere sogar "historisch schwarze Colleges und Universitäten". Ob das glückt, wird der nächste Report zeigen.

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