Süddeutsche Zeitung

Abkühlung der Wirtschaft:Ifo-Institut senkt Konjunkturprognose drastisch

Miese Stimmung: Laut Münchner Ifo-Institut wird das Wirtschaftswachstum in Deutschland auf 0,4 Prozent schrumpfen. Nur die Verbraucher würden das Land vor einer Rezession bewahren. Für die Euro-Zone sieht es aber noch schlechter aus.

Angesichts der Euro-Schuldenkrise und der sich abzeichnenden Abkühlung der Konjunktur hat das Münchner Ifo-Institut seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft radikal gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt werde 2012 voraussichtlich nur um 0,4 Prozent zunehmen, teilte das Institut mit.

Im Sommer war Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn noch von einem Wachstum von 2,3 Prozent für 2012 ausgegangen. Die Bundesbank hatte ihren Ausblick vor wenigen Tagen von ursprünglich 1,8 Prozent auf 0,6 Prozent reduziert. Die Regierung geht von einem Prozent Wachstum aus.

Die Verbraucher bewahren Deutschland nach Ansicht des Ifo-Instituts mit ihrem Konsum vor einer Rezession. Die Konjunktur werde im Winter in einen Abschwung geraten und im gesamten kommenden Jahr nur um magere 0,4 Prozent zulegen, teilten die Münchner Forscher zu ihrer neuen Prognose mit.

Wegen der Schuldenkrise und der abflauenden Weltwirtschaft würden die Firmen weniger investieren. Beflügelt von der noch guten Arbeitsmarktlage und der günstigen Einkommenssituation dürften hingegen die Bürger mit ihrem Privatkonsum das Wachstum anschieben. "Daher ist zu erwarten, dass Deutschland - anders als viele europäische Partnerländer - nicht in eine Rezession gerät."

Die Münchner stellen ihre Prognose allerdings unter den Vorbehalt, dass sich die Schuldenkrise in der Euro-Zone nicht weiter verschärft und sich Italien wie bisher am Kapitalmarkt finanzieren kann. Zudem sei im Basisszenario unterstellt, dass die Weltwirtschaft langsam wieder Tritt fasse.

Für die Euro-Zone erwartet das Ifo allerdings, dass die Wirtschaft 2012 insgesamt um 0,2 Prozent schrumpft. Zuletzt hatten die OECD und EZB-Chef Draghi von einer "milden Rezession" gesprochen.

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