Süddeutsche Zeitung

Nach umstrittenen Affentests:VW will beurlaubten Cheflobbyisten zurückholen

Der langjährige VW-Cheflobbyist Thomas Steg, der nach Bekanntwerden der umstrittenen Abgastests an Affen beurlaubt wurde, steht offenbar kurz vor einer Rückkehr in den Konzern. Eine interne Kommission soll zu dem Ergebnis gekommen sein, dass es kein konkretes Fehlverhalten Stegs gab. Nach SZ-Informationen will Volkswagen den Manager nun zurückholen. Es stehe nur noch eine endgültige Entscheidung des Vorstands aus, heißt es aus Konzernkreisen. Bei VW hieß es am Freitagabend auf Anfrage, es gebe noch keine Entscheidung. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über eine mögliche Rückkehr Stegs bericht.

Steg war der erste hochrangige Manager, der nach den umstrittenen Abgastests an Affen gehen musste. Er war im Januar beurlaubt worden, nachdem der Druck auf den Konzern immer größer wurde, Konsequenzen aus dem Skandal zu ziehen. Die Freistellung hatte er nach Konzernangaben selbst angeboten.

Die bis 2017 von VW, BMW und Daimler betriebene Forschungseinrichtung EUGT hatte Tests finanziert, bei denen Affen in einen Käfig gesperrt wurden und Dieselabgase einatmen mussten. Der Versuch sollte die Ungefährlichkeit von Stickstoffdioxid beweisen. Nach Aktenlage hatte Steg von dem Tierversuch gewusst, was er in einem späteren Interview auch bestätigte.

Warum VW seinen einstigen Cheflobbyisten zurückholen möchte, ist offen. Steg besitzt jedoch hervorragende Kontakte in die Politik. Der Niedersachse hatte einst an der Seite von SPD-Politiker Gerhard Schröder Karriere gemacht. Von 2002 bis 2009 war Steg stellvertretender Regierungssprecher, zunächst bei Bundeskanzler Schröder und dann bei dessen Nachfolgerin Angela Merkel. 2012 wurde er schließlich Cheflobbyist von VW.

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