Süddeutsche Zeitung

Abgasskandal:US-Aufseher fordert mehr Transparenz von VW

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Der von den US-Behörden eingesetzte Aufseher Larry Thompson fordert von Volkswagen mehr Transparenz bei der Aufarbeitung des Dieselskandals. Bei der Übermittlung bestimmter Informationen habe sich VW teilweise zurückgehalten, schreibt Thompson in seinem ersten von drei geplanten Berichten, den er am Montag in Wolfsburg vorstellte. Das Unternehmen habe unter Berufung auf das Anwaltsgeheimnis und den Datenschutz Schwärzungen in Dokumenten vorgenommen. "Diese Thematik ist in der nächsten Berichtsperiode umgehend zu klären". Der Autohersteller habe ihm gegenüber Verbesserungen zugesagt.

In zwei Fällen stellte Thompson Verstöße gegen die Auflagen fest. Volkswagen habe diese Verstöße allerdings selbst gemeldet. Nach Angaben von Hiltrud Werner, Vorstand für Integrität und Recht, wurde eine Liste von fünf Fragen im Zusammenhang mit der jährlichen Mitarbeiterbefragung "aus Versehen" nicht in die Manager-Handbücher aufgenommen. Zudem sei übersehen worden, zehn Tage vor Beginn von Emissionstests für das Modelljahr 2017 die Umweltbehörde CARB schriftlich zu informieren.

Es sei verfrüht, zu sagen, wie weit das Unternehmen bei der Umsetzung seiner Verpflichtungen gekommen sei, sagte Thompson. Er wurde von der US-Justiz als Aufseher entsandt. Sein Einsatz war Teil des Milliardenvergleichs zwischen VW und dem amerikanischen Justizministerium.

VW hatte im September 2015 auf Druck der US-Behörden zugegeben, eine illegale Software in Dieselautos eingebaut zu haben. Thompson soll im Auftrag der amerikanischen Justiz sicherstellen, dass sich kriminelles Verhalten bei VW nicht wiederholt. Gleichzeitig ist der frühere stellvertretende US-Generalstaatsanwalt einer der mächtigsten Männer im Konzern: Er kann alle Akten einsehen - und zweifelhafte Inhalte unverzüglich in die USA melden.

Erst kürzlich hatte Thompson kritisiert, dass der Skandal zu wenig personelle Folgen gehabt habe. Dem Vernehmen nach fordert er, VW solle jene Mitarbeiter rauswerfen, die manipuliert hätten: "Compliance und Integrität müssen im Konzern dieselbe Bedeutung bekommen wie Fahrzeugentwicklung, Produktion und Vertrieb." Nach Angaben aus Konzernkreisen gehen die Prüfungen möglicher Kündigungen im Konzern auch auf sein Drängen zurück.

In den USA sind von der Justiz bestellte Aufpasser ein gängiges Mittel im Umgang mit Firmen, die unsaubere Geschäfte machen. In Deutschland wurden Aufseher vor allem bei größeren Wirtschaftsskandalen eingesetzt. Siemens bekam nach dem Schmiergeldskandal etwa den CSU-Politiker Theo Waigel als Aufpasser, ähnliche Konstellationen gab oder gibt es bei der Commerzbank, bei Bilfinger oder bei der Deutschen Bank.

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