Süddeutsche Zeitung

Abgasskandal:Abgasaffäre: Audi-Kronzeuge kommt aus dem Gefängnis frei

Lesezeit: 1 min

Von Klaus Ott

Nach viereinhalb Monaten Untersuchungshaft kann der frühere Audi-Ingenieur Giovanni P. das Gefängnis München-Stadelheim am Freitagnachmittag verlassen. Nach Angaben seiner Anwälte Walter Lechner und Klaus Schroth hat das Oberlandesgericht (OLG) München sowohl den deutschen wie nunmehr auch einen amerikanischen Auslieferungshaftbefehl gegen P. außer Vollzug gesetzt. Der Motorenentwickler kommt demnach gegen 80 000 Euro Kaution und weitere Auflagen frei.

Lechner und Schroth erklärten, "unser Mandant wird dem Verfahren weiter zur Verfügung stehen und weiter bei der Staatsanwaltschaft München II aussagen". Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts, Audi habe 80 000 Käufer von Dieselautos in den USA betrogen. Die Fahrzeuge seien nicht, wie versprochen, "Clean Diesel" gewesen. Die Schadstoffwerte seien manipuliert worden und insofern auf der Straße viel höher gewesen als bei den Messungen der Behörden. Das hat die Audi-Mutter Volkswagen bei den US-Behörden selbst zugegeben.

Giovanni P. hat mehrere Audi-Manager schwer belastet

Giovanni P. ist bei der Aufklärung der Abgasaffäre inzwischen zu einer Schlüsselfigur geworden, zu einer Art Kronzeuge. Er hat seit seiner Verhaftung Mitte des Jahres in zahlreichen Vernehmungen umfassend ausgesagt. Zudem haben P. und seine Anwälte den Ermittlern umfassend internes Audi-Material geliefert, das Aufschluss über die Manipulationen geben könnte.

P. belastet mit seinen Angaben zahlreiche Top-Manager schwer, bis hin zu Audi-Chef Rupert Stadler. Der weist alle Vorwürfe zurück. Auch der frühere Audi-Manager und spätere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz, der von P. ebenfalls schwer belastet wurde, weist alle Anschuldigungen zurück. Hatz sitzt seit Ende September in Untersuchungshaft. Seine Anwälte haben im Oktober in einer umfassenden Haftbeschwerde Giovanni P. als unglaubwürdig dargestellt. Sie führten sinngemäß an, P. versuche, von sich abzulenken und Schuld auf andere abzuschieben.

Die Anwälte von Hatz forderten, den Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufzuheben, oder hilfsweise außer Vollzug zu setzen. Für letzteren Fall boten die Anwälte drei Millionen Euro Kaution an. Das Landgericht München I wies die Haftbeschwerde allerdings zurück. Hatz kann nunmehr das OLG München anrufen. Seine Anwälte wollten sich diese Woche auf Anfrage von SZ, NDR und WDR nicht äußern.

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