Süddeutsche Zeitung

Abgasskandal:Audi erneut unter Manipulationsverdacht

Lesezeit: 1 min

Von Max Hägler und Klaus Ott

Am Dienstagmorgen hatte Audi-Chef Rupert Stadler Journalisten zu einer Telefonkonferenz geladen - es ging um die neue Elektro-Strategie seines Unternehmens. Die Mobilität der Zukunft sei eine andere als die der Gegenwart, sagte er, und Audi sei dabei das "neue Premium". Ein Überblick, der nach vorne weisen und für gute Schlagzeilen zur Hauptversammlung am Mittwoch sorgen sollte.

Doch schon in der Früh deutete sich an: Die Vergangenheit und die Gegenwart, also der Dieselbetrug, bestimmen weiterhin das Unternehmen. Die Süddeutsche Zeitung hatte Hinweise darauf, dass abermals manipulierte Audi-Diesel gefunden wurden. Konkret sollen Audi A6 und A7 mit Dieselmotoren eine Betrugssoftware an Bord haben. Das Aufsichtsratspräsidium des Audi-Mutterkonzerns VW soll sich bereits am Freitagabend mit dem Fall beschäftigt haben. Auf den neuen Manipulationsverdacht angesprochen sagte Stadler am Dienstagmorgen bloß: "Wir arbeiten weiter ab." Da gebe es sonst auch nicht mehr zu sagen.

Am Dienstagmittag haben dann stattdessen andere geantwortet. Das Bundesverkehrsministerium teilte auf SZ-Anfrage mit, dass das nachgeordnete Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) eine amtliche Anhörung "wegen des Verdachts einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei Audi V6-TDI-Fahrzeugen der Modelle A6/A7" eingeleitet habe. Davon sind in Deutschland etwa 33 000 und weltweit insgesamt etwa 60 000 zugelassene Fahrzeuge betroffen. Zuerst hatte Spiegel Online darüber berichtet.

Die "Emissionstypgenehmigungen" der Fahrzeuge sind demnach in Luxemburg erteilt worden. Wie es bei Audi nun heißt - allerdings nicht offiziell - ist die Produktion aufgrund der Prüfung gestoppt worden. Damit ist auch das Problem beschrieben: Während die Manipulationsvorwürfe der vergangenen zwei Jahre hauptsächlich ältere Modelle betrafen, sind nun aktuelle Fahrzeuge betroffen. Dem Vernehmen nach könnte die Software, die die Abgaswerte bei Prüfungen senken soll, eine andere sein als die bisher bekannte.

Die Volkwagen-Tochter Audi überprüft seit Längerem alle möglichen Diesel-Varianten auf illegale Abschalteinrichtungen. Zuletzt hatte Audi-Chef Stadler davon gesprochen, dass weit über 90 Prozent abgearbeitet seien, es jedoch weiterhin Prüfungen gebe. Einige Fälle seien bereits ans KBA geschickt worden.

Audi will sich angesichts der Entwicklungen nun doch selbst erklären: Für den Nachmittag ist eine Mitteilung in der Sache angekündigt. Aus Unternehmenskreisen hieß es vorab, man habe die neuen Verdachtsfälle bei eigenen Kontrollen entdeckt und dem KBA gemeldet.

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