Süddeutsche Zeitung

Visagistin Pat McGrath:Fee gefrühstückt?

Lesezeit: 2 min

Die Britin Pat McGrath gilt als einflussreichste Visagistin der Welt. Seit Jahren. Jetzt hat sie einen Glitzerlippenstift erfunden und ist auf aller Munde - nicht nur auf Naomis.

Von Felicitas Kock

Rote Lippen soll man küssen, klar. Aber was ist mit Glitzerlippen? Mit Lippen, die aussehen, als hätten sie eine Fee verspeist. Soll man die küssen? Oder besser nur ansehen, damit nichts abbröckelt vom Zauber?

Eine Frage, die sich lange nicht stellte, bis Make-up-Artist Pat McGrath Anfang August mit ihrer neuesten Erfindung um die Ecke blitzte. Dem ausgewählten modeinteressierten Publikum blieb der Mund offen stehen - bereit zum Auftragen des Wunderlippenstifts und seiner glitzernden Ergänzungen.

Normalsterbliche können das "Lust 004 Kit" aus Lippenstift, Lipgloss, Goldstaub und Glitzerpartikeln seit wenigen Tagen ebenfalls kaufen. Das Ziel besteht nach Angaben McGraths darin, das "Verlangen nach unorthodoxem Glamour" zu stillen. Eine Idee, die aufzugehen scheint: Schon die Verpackung - eine Plastikhülle voll schillernder Pailletten - triggert bei Fashionistas weltweit den Instagram-Reflex:

Wie das Ergebnis aussieht, sobald die Packung aufgerissen und der Vierkomponentenkleister aufgetragen ist, ließ sich bereits an Naomi Campbell bestaunen ...

... oder an Rihanna.

Die Britin McGrath ist dabei keine Unbekannte, im Gegenteil. Die Vogue kürte sie 2007 zur einflussreichsten Visagistin der Welt. Da war sie 37 und hatte bereits mit Jil Sander, John Galliano und Peter Lindbergh gearbeitet und Kosmetik-Linien für Armani und Prada entworfen. Seit 2004 verantwortet sie als Kreativdirektorin den Kosmetik-Bereich von Procter & Gamble und damit Marken wie Max Factor und Cover Girl.

Ihr Hauptgeschäft sind die Modewochen in Europa und den USA. Bei etwa 80 Shows im Jahr entscheidet sie, welche Schminke zu den Entwürfen der Designer über den Laufsteg getragen wird. Im Laufe der Jahre hat McGrath nicht nur im Publikum Fans gewonnen. Designer, Fotografen und Models schwärmen von der 46-Jährigen. Weil sie die Haut zum Strahlen bringen soll wie keine andere - und mit ihrer Kreativität immer wieder verblüfft.

Das New York Magazine kürte die Britin, die ihre Gabe nach eigener Aussage von ihrer jamaikanischen Mutter vererbt bekommen hat, kürzlich zum "weiblichen Vélazquez der Schönheits-Industrie". Tatsächlich nimmt McGrath den künstlerischen Part ihrer Jobbeschreibung wichtiger als andere und klebt einem Model schon mal Leder, Spitze oder Plastik ins Gesicht, um ein Magazin-Cover oder eine Modenschau perfekt zu machen.

Wer so viel Erfahrung mitbringt, weiß wohl automatisch, wie er die Massen für sich einnimmt; im Sephora-Online-Shop sind die Lippenstift-Pakete größtenteils schon ausverkauft. Mit dem "Lust 004" treibt die Visagistin ihr eigenes Label "Pat McGrath Labs" zu kommerziellem Erfolg: Für 60 US-Dollar kann Otto-Normal-Fashionista eine Packung Fashionweek-Glamour im Schminktäschchen platzieren. Und McGrath setzt ihre Signatur fernab des Laufstegs, als hätte sie mit Glitzerstift in den Gesichtern der Trägerinnen unterschrieben.

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