Süddeutsche Zeitung

Etikette-Fauxpas von David Cameron:Der Bauchblitzer

Er ist bleich, leicht nach vorne gewölbt und zweifelsfrei britisch. Der Bauch von Premier David Cameron ist seinen Landsleuten von Paparazzi-Bildern bestens bekannt. Nun hat der Politiker seine Plautze jedoch ausgerechnet bei einem piekfeinen Bankett blitzen lassen. Wie kann das einem Etikette-Profi passieren?

Tanja Rest

Wenn der Eindruck nicht trügt, blicken wir hier auf den blanken Bauch des Premierministers von Großbritannien. Das ist unerfreulich, yes indeed. Das besonders Quälende dieses Bildes ist aber weniger dem Bauch selbst geschuldet, sondern der Situation, in der er sich offenbart.

Leser der Yellow Press beispielsweise sind mit David Camerons Bauch seit dem Mallorca-Badeurlaub vom August 2012 bestens vertraut. Paparazzo-Bilder belegen, dass es sich um einen bleichen, nicht definierten, leicht nach vorne gewölbten, jedenfalls zweifelsfrei britischen Bauch handelt. Schlagzeilen gemacht hat er nicht.

Das ist diesmal anders, obwohl nur ein Bruchteil des Bauches zu sehen war - allerdings außerplanmäßig und auf dem größtmöglichen Präsentierteller: dem Lord Mayor's Bankett im ehrwürdigen Guildhall in London.

Drei Erklärungen bieten sich an. a) Cameron ist ein Schlamper. b) Cameron steht politisch so unter Druck, dass er alltägliche Verrichtungen nicht mehr auf die Reihe kriegt, außerdem ist er ein Schlamper. c) Cameron ist ein Schlamper, steht politisch unter Druck und hat mittlerweile nur noch so wenige Verbündete, dass keiner der anwesenden Gentlemen es für nötig hielt, ihn auf seinen Fauxpas hinzuweisen - man hätte ihn sozusagen ins offene Kameravisier laufen lassen.

Das alles greift nur leider nicht. Videoaufnahmen zeigen, dass das Hemd des Premiers zunächst geschlossen war und sich im Lauf des Abends quasi von selbst entknöpfte. Wie das möglich sein soll, geht über unseren Verstand.

Hier trotzdem unser Rat: Blicken Sie bei Anlässen wie diesem regelmäßig in den Spiegel oder (falls nicht vorhanden) in die Glatze des Lords am Nachbartisch.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2012
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