Süddeutsche Zeitung

Würzburger Kickers:Der Lange ganz vorne

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Angreifer Luca Pfeiffer steht exemplarisch für die Aufholjagd der Würzburger Kickers seit der Winterpause: Er ist spritziger, athletischer und gefährlicher.

Von Sebastian Leisgang

Mittlerweile hat sich ja ein bisschen was herumgesprochen über diese Mannschaft. Zu Beginn der Saison, kurz nach dem großen Umbruch, mussten sich die Leute noch der Rückennummern bedienen, um die Spieler der Würzburger Kickers zu identifizieren. Inzwischen wissen sie, dass der junge Kerl ganz hinten Vincent Müller heißt, dass der Kleine mit dem Wuschelkopf auf den Namen Patrick Sontheimer hört, und sie wissen auch, dass der Lange ganz vorne Luca Pfeiffer ist.

Pfeiffer, 23, hat sich auch deshalb einen Namen gemacht, weil er exemplarisch für die Aufholjagd steht, die Würzburg nach der Winterpause hingelegt hat. Nach der Vorrunde standen die Kickers noch auf Rang zwölf, in der Rückrunde haben sie nur zwei Spiele verloren. Jetzt, nach dem 3:1 gegen Hansa Rostock, dem siebten Sieg im neunten Spiel seit dem Re-Start, ist den Kickers zumindest die Relegation nahezu sicher. Bei fünf Punkten Vorsprung auf den MSV Duisburg und nur noch zwei ausstehenden Spielen ist es kaum vorstellbar, dass sich Würzburg noch einholen lässt. Der Aufstieg wäre die Krönung einer imponierenden Entwicklung, die die Mannschaft in dieser Saison genommen hat. Der Aufstieg wäre auch Pfeiffers Werk.

Pfeiffer ist spritziger als in der Vorrunde, athletischer - und gefährlicher im Strafraum

14 Tore und sieben Assists: Das ist seine bisherige Saisonbilanz. Es sind Zahlen, die zweierlei zeigen. Zum einen belegen sie, welche Qualitäten Pfeiffer im gegnerischen Strafraum mitbringt, zum anderen machen sie deutlich, dass Pfeiffer eben kein reiner Strafraumstürmer ist. Er ist umtriebig - und er hat das technische Vermögen, um auch mal einen Mitspieler zu bedienen.

Am Samstagnachmittag waren all die Fähigkeiten, die Pfeiffer auszeichnen, gebündelt zu sehen. Das erste Tor war ein Beleg für seinen Instinkt, es dokumentierte Pfeiffers Kernkompetenz: das Zuspiel vorherzusehen, im rechten Moment loszulaufen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und den Ball dann im Netz unterzubringen. Das 3:0, Pfeiffers zweites Tor, veranschaulichte, wie geschmeidig sich 1,96 Meter in Szene setzen lassen. Als Pfeiffer im Strafraum an den Ball kam, bewahrte er die Ruhe, verzögerte, schlug einen Haken und schob dann überlegt ein.

Ohnehin ließ Pfeiffers Auftritt erkennen, welche Fortschritte er in den vergangenen Monaten gemacht hatte. Pfeiffer ist spritziger als in der Vorrunde, er ist athletischer, er ist noch gefährlicher im gegnerischen Strafraum. All das hat in erster Linie mit seiner Fitness zu tun. "Er hat mitbekommen, dass Dominic Baumann und Maxi Breunig wieder fit sind, dann haben wir noch Saliou Sané geholt - da wusste er, dass er mehr machen muss", erklärt Michael Schiele.

Mangels Alternativen hatte Würzburgs Trainer in der Vorrunde ja kaum eine andere Wahl, als den Langen ganz vorne aufzustellen. Mittlerweile bieten sich Schiele mehrere Optionen; weil Pfeiffer aber mehr machte, ist er jetzt so wertvoll wie lange nicht mehr.

Inzwischen kann man sich Pfeiffer auch in einer Mannschaft vorstellen, die nächstes Jahr gegen den Hamburger SV und gegen Hannover 96 spielt - und eben nicht mehr gegen Viktoria Köln und den Halleschen FC, jene Mannschaften, gegen die Würzburg an den verbleibenden zwei Spieltagen den letzten Schritt gehen kann.

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SZ vom 29.06.2020
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