Süddeutsche Zeitung

Würzburg:Glück im Unglück

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Die Würzburger Kickers verlieren 1:5 in Köln - und sind der zweiten Liga doch ganz nah.

Von Sebastian Leisgang

Sören Storks hatte es offenbar eilig. Wer es an diesem Mittwochabend mit den Würzburgern hielt, der konnte das zwar nicht so ganz verstehen, schließlich hatten die Kickers in den ersten 45 Minuten durchaus ansehnlich Fußball gespielt - dennoch hatte Storks anscheinend kein Interesse daran, dieses Spiel in die Länge zu ziehen. Im Gegenteil: Der Schiedsrichter bat Würzburg und Viktoria Köln zur Halbzeitpause in die Kabinen, noch bevor die Uhr die 45-Minuten-Marke erreicht hatte.

Wer es an diesem Mittwochabend mit den Kölnern hielt, der hätte gut eine Viertelstunde nach Beginn der zweiten Spielhälfte höhnisch sagen können: Es wäre vielleicht keine allzu schlechte Idee gewesen, wenn sich die Kickers über Storks vorzeitigen Pausenpfiff gefreut hätten - und dann am besten gleich in der Kabine geblieben wären.

In der ersten Hälfte war es noch so gewesen, wie es in den vergangenen Wochen meistens war: Die Kickers gaben den Ton an, sie spielten gut - und sie hatten eine Reihe bester Torchancen. Nach knapp einer halben Stunde waren sie dem 1:0 besonders nahe, doch Robert Herrmann zirkelte einen Freistoß ans Lattenkreuz. Der Führungstreffer schien nur eine Frage der Zeit zu sein; doch als die beiden Mannschaften wieder aus der Kabine gekommen waren, stand es plötzlich 0:3.

Erst traf Mike Wunderlich, nachdem der eine Würzburger Innenverteidiger, Daniel Hägele, den anderen Würzburger Innenverteidiger, Sebastian Schuppan, vor dem eigenen Tor versehentlich angeschossen hatte - dann nahm das Unheil seinen Lauf. Acht Minuten nach dem ersten Treffer war das Spiel dann bereits entschieden.

Michael Schiele, Würzburgs Trainer, redet häufig von Balance. Von Balance zwischen Offensive und Defensive, von Balance zwischen fußballerischen Lösungen und Pragmatismus, von Balance zwischen Lockerheit und Fokus. An diesem Mittwochabend war zumindest in der zweiten Hälfte von dieser Balance nichts zu sehen.

Aber, und das war vor dem Hintergrund des Debakels die gute und zugleich groteske Nachricht für die Kickers: Die Relegation ist ihnen gewiss, weil der MSV Duisburg durch ein spätes Gegentor bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München 2:2 spielte und der FC Ingolstadt 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg verlor. Trotz der niederschmetternden Niederlage ist Würzburg im Aufstiegsrennen also nach wie vor in der Pole Position. Ein Unentschieden am Samstag gegen den Halleschen FC - und die Kickers sind Zweitligist.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2020
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