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Volleyball:Deutsche Volleyballer entdecken Polen als Paradies

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Kattowitz (dpa) - Die deutschen Volleyballer haben mit dem Aufbruch ins Paradies begonnen. Mindestens sechs Nationalspieler und auch Bundestrainer Vital Heynen werden in der kommenden Saison in Polen unter Vertrag stehen.

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Kattowitz (dpa) - Die deutschen Volleyballer haben mit dem Aufbruch ins Paradies begonnen. Mindestens sechs Nationalspieler und auch Bundestrainer Vital Heynen werden in der kommenden Saison in Polen unter Vertrag stehen.

Östlich von Oder und Neiße genießt der Volleyball einen Stellenwert, den die deutschen Funktionäre nur neidvoll registrieren können. Polen nutzt die WM als schillernde Bühne für seinen Nationalsport. Nischendasein? Keine Spur! „Polen ist im Moment das Land, in dem Volleyball am meisten gelebt wird“, sagte Heynen.

Da verwundert es nicht, dass immer mehr deutsche Nationalspieler der Verlockung erliegen. Als einer der jüngsten Importe aus der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) gilt Vize-Kapitän Lukas Kampa. In der vergangenen Saison stand er noch in Italien bei Casa Modena unter Vertrag. Nachdem ihm aber der brasilianische Nationalspieler Bruno vor die Nase gesetzt wurde, sanken seine Spielanteile. Zuspieler Kampa fand einen Ausweg: Er wird künftig für Czarni Radom auflaufen und in den Genuss moderner Arenen kommen. Auch Außenangreifer Sebastian Schwarz gab nun seinen Wechsel von Generali Haching zu Trefl Gdansk bekannt.

„Die Freude ist sehr groß, in einem Land eine WM zu spielen, in dem der Volleyball aus der Nische der Randsportart den Weg zum Nationalsport gefunden hat“, erzählte Außenangreifer Dirk Westphal, der schon seit einem Jahr in Radom spielt, „und wo jeder Spieler bekannt ist und seine Leistungen gewürdigt werden.“

Wie begeisterungsfähig der polnische Volleyball ist, zeigte sich schon beim Eröffnungsspiel. Die Rekordkulisse von 61 500 Zuschauern verfolgte im Warschauer Nationalstadion den WM-Auftakt zwischen Gastgeber Polen und Serbien (3:0). „Volleyball ist in Polen die Nummer zwei hinter Fußball, aber die Beziehung der Fans ist eine ganz andere. Wahrscheinlich deshalb, weil Volleyball der erfolgreichste Teamsport in Polen ist“, erläuterte Filip Gradek vom nationalen Verband und verwies etwa auf Olympia-Gold 1976. Für frischen Glanz sorgten vor allem das WM-Finale 2006 und der EM-Erfolg 2009.

Entscheidendes Vehikel für Volleyball in Polen ist das Fernsehen. Seit 15 Jahren überträgt ein TV-Sender Spiele und geizt nicht mit aufregenden Perspektiven oder Super-Zeitlupen. „Wir haben Volleyball zu einem Teil des täglichen Lebens gemacht. Wir haben nicht nur viel Geld, sondern auch viel Herz investiert“, erzählte Marian Kmita von Polsat Sport. Da verweigern sich auch Sponsoren nicht: Die polnische Liga zahlt mittlerweile mindestens so üppig wie die italienische.

Von soviel Aufmerksamkeit können die DVV-Athleten in der Heimat nur träumen. Die WM-Spiele der Heynen-Schützlinge sind nur über das Internet zu sehen. Auch eine staatliche Alimentierung im Millionenbereich, wie in Polen Praxis, ist in Deutschland illusorisch. Von der Euphorie im WM-Land lassen sich Georg Grozer & Co. dennoch gerne anstecken. „Die polnischen Fans sind einfach super. Sie lieben Volleyball und machen super Stimmung“, sagte der 29 Jahre alte frühere Polen-Legionär vor dem dritten Gruppenspiel am Freitag (16.30 Uhr) gegen den Weltranglisten-13. aus Tunesien.

Vom Aufbruch nach Polen will die DVV-Truppe profitieren. Heynen hatte schon vor der WM leichte Vorteile für seine Mannschaft ausgemacht. „Sie wissen, wie die Städte aussehen, wie die Hallen sind und auch, wie das Essen ist“, sagte der 44-Jährige schmunzelnd, der im Nebenjob in Bydgoszcz trainiert und in der kommenden Saison den Titel im Volleyball-Paradies holen will.

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