Süddeutsche Zeitung

UCI-Präsidentschaftskandidat Brian Cookson:"Wir brauchen einen kompletten Wechsel"

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Der Brite Brian Cookson will Pat McQuaid als Chef des Radsport-Weltverbandes ablösen. Im SZ-Gespräch kritisiert Cookson das Verhalten des Amtsinhabers in der Causa Armstrong - und erklärt seine Beziehung zum einflussreichen russischen Oligarchen Makarow.

Von Andreas Burkert

Beim Start der Tour de France auf Korsika sah man sie wenige Radlängen voneinander entfernt stehen, beachtet haben sie sich nicht. "Wir reden eher nicht", sagt Brian Cookson, 62, über Pat McQuaid, den umstrittenen Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI, den er bei den Wahlen im September herausfordert.

Am Montag hat die UCI den seit 2006 amtierenden Iren McQuaid, 63, und Cookson, Präsident von British Cycling, offiziell zu Kandidaten erklärt. Dabei wird angezweifelt, ob McQuaids Kandidatur überhaupt rechtens ist: Nachdem ihn Irlands Verband ablehnte wegen des Verdacht, die UCI habe jahrelang Lance Armstrong gedeckt, ließ er sich vom Schweizer Verband nominieren - das Urteil über den Einspruch beim Schweizer Verbandsschiedsgericht steht noch aus.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt Cookson kurz vor seiner Abreise aus Frankreich sein Wahlprogramm. Dabei kritisiert er McQuaid, weil dieser auch nach der lebenslangen Sperre von Lance Armstrong nicht zur Aufklärung der Vorwürfe gegen den Weltverband beigetragen habe. McQuaid habe vielmehr gezeigt, "dass er seinen Führungsstil nicht ändert und er damit fortfährt, diese vielen ungelösten Probleme aus der Vergangenheit, die unbeantworteten Fragen, die uns weiter belasten, unerledigt zu lassen" sagt Cookson: "Es braucht für Glaubwürdigkeit eine neue Führung. Deshalb brauchen wir jetzt einen kompletten Wechsel in der UCI."

Zudem plädiert er dafür, "die nicht enden wollenden Unstimmigkeiten mit anderen Organisatoren und Partnern wie der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) oder dem Tour-Veranstalter ASO endlich zu beenden: "Die UCI kämpft ständig gegen alle. Das ist falsch - und das ist nicht mein Stil". Der UCI wird vor allem vorgeworfen, unter der Führung des seit 2006 amtierenden Iren McQuaid und seines ebenso umstrittenen Vorgängers Hein Verbruggen Lance Armstrong jahrelang gedeckt und sogar postive Tests vertuscht zu haben.

Für den Fall seiner Wahl beim UCI-Kongress im September in Florenz kündigt Cookson eine schonungslose Aufklärung der Korruptions-Vorwürfe gegen den Weltverband im Zusammenhang mit dem Dopingfall Armstrong an: "Wir müssen uns hinsetzen und alle historischen Vorwürfe gegen die UCI überprüfen. Und das muss jemand von außen machen, der wirklich unabhängig arbeiten kann", so Cookson: "Es gab 2007 in Amerika den anerkannten 'Mitchell Report' zum Doping-Missbrauch in der Baseball- Profiliga MLB: eine lange, unabhängige Untersuchung. Solche Modelle müssen unser Vorbild sein. Wir müssen uns jetzt endlich radikal öffnen, müssen aufhören mit der Intransparenz und undemokratischen Prozessen, für die die UCI bis heute steht. Und da darf man mich beim Wort nehmen: Ich verspreche für die ersten sechs Monate meiner Amtszeit die Einrichtung einer sauberen, unabhängigen, gerichtsfesten Untersuchung."

Der Brite fordert zudem ein unabhängiges Kontroll-System im Radsport. "Wenn der Radsport die Kontrollen nicht in die Hände einer unabhängigen Instanz legt, werden wir zu Recht wegen eines Interessens-Konflikts beschimpft. Es ist die Rolle der UCI, den Sport weiterzuentwickeln, ihn weltweit zu promoten. Aber sie kann ihn nicht auch noch überwachen - dafür ist das Dopingproblem einfach zu groß bei uns", sagt Cookson: "Wenn wir irgendwann mal wieder ein glaubwürdiger Sport sein wollen, müssen wir gerade den Kontrollprozess einer unabhängigen Einheit übertragen."

Zuletzt vorgebrachte Polemiken von McQuaid, Cookson sei eine Marionette des einflussreichen Oligarchen Igor Makarow, weist Cookson entschieden zurück. "Mit einem wie ihm muss man klarkommen, denn Herr Makarow ist russischer Verbandspräsident, er sitzt in einem IOC-Gremium und ist Sponsor des Katjuscha-Teams", sagt er. "Aber ich betone: Ich erhalte keine Zuwendungen von ihm, ich habe ihm keine Versprechen gemacht und auch niemandem sonst! Ich habe keine Übereinkunft mit irgendjemandem." Vielmehr werde er ein unabhängiger Präsident sein.

Das komplette Interview mit Brian Cookson lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch, 3. Juli, auf dem iPad und Windows 8.

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