Süddeutsche Zeitung

TSV 1860 München:Italiener Maurizio Jacobacci wird Trainer der Löwen

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Sport-Geschäftsführer Gorenzel wählt nun doch den Wunschkandidaten der Investorenseite. Der e.V. scheint keine Lust mehr zu haben, den Streit ums Traineramt weiter eskalieren zu lassen.

Von Markus Schäflein

Der Wunschkandidat der Investorenseite wird nach langem Hin und Her nun doch neuer Trainer des TSV 1860 München. Der 60-jährige Italiener Maurizio Jacobacci, der überwiegend in der Schweiz als Trainer tätig war, etwa beim FC Schaffhausen, dem FC Sion und dem AC Bellinzona, wurde von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel augewählt und soll zur neuen Woche übernehmen. Zuerst berichtete die Bild-Zeitung, die Personalie deckt sich mit SZ-Informationen. Zuletzt arbeitete Jacobacci knapp zwei Monate in Tunesien beim ambitionierten CS Sfaxien, wo er Anfang Februar wegen ausbleibenden Erfolgs freigestellt wurde.

Dass sich Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel für Jacobacci entschieden hat, überrascht durchaus: Seit er Michael Köllner entlassen und das Traineramt interimsmäßig selbst übernommen hatte, war er bei den Vertretern des Investors Hasan Ismaik nicht mehr wohlgelitten, sie forderten zwischenzeitlich sogar seine Entlassung. Seine eigenen Vorschläge für das Traineramt, etwa Achim Beierlorzer (zuvor bei RB Leipzig), konnte Gorenzel allesamt nicht umsetzen, weil ihm vom Aufsichtsrat nur eine relativ kleine Budgeterhöhung freigegeben wurde. Für die Anstellung Jacobaccis bis zum Saisonende aber reicht sie wohl aus.

Gorenzel hätte mit dem freigegebenen Budget auch einen anderen Trainer verpflichten können. Eine Budeterhöhung mit einer Personalie zu verknüpfen, ist schon durch die 50+1-Regel ausgeschlossen. Wenn der Sport-Geschäftsführer allerdings der Meinung ist, dass der vom Investor vorgeschlagene Jacobacci im Rahmen des zur Verfügung gestellten Budgets die beste - wenn auch eine für die dritte Liga sehr kreative - Lösung ist, widerspricht das 50+1 selbstredend nicht.

Auf einen Willen des Aufsichtsrats kann sich Gorenzel dabei eher nicht berufen - die Trainerfindung liegt formal im Aufgabenbereich der Geschäftsführung. Nach dem Spiel in Halle hatte er betont, er habe "den Markt sondiert, viele Gespräche geführt, bis gestern tief in die Nacht daran gearbeitet". Das Ergebnis war offenbar die Entscheidung für Jacobacci. Und der andere Gesellschafter, der e.V., scheint keine Lust mehr zu haben, den Streit um die Trainerposition weiter eskalieren zu lassen.

Nun muss sich Jacobacci schnell in Giesing und der dritten Liga zurecht finden - der Abstand der Löwen auf den Aufstiegsrelegationsplatz betrug auch nach den Samstagsspielen weiter nur fünf Zähler. Der Italiener steht vor einer schweren Aufgabe - und bei vielen Fans dürfte er alleine deshalb einen schweren Stand haben, weil er von der Investorenseite vorgeschlagen wurde.

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