Süddeutsche Zeitung

TSV 1860 München:Ismaiks Firma mahnt Löwen-Fans ab

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Von Markus Schäflein

"Sechzig München" steht auf dem T-Shirt des Anstoßes, neben einem grimmig schauenden Comic-Löwen, der mit dem offiziellen Vereinslogo nichts gemein hat, außer dass er halt ein Löwe ist. Weil der Urheber das Shirt auch verkauft hat - nach eigenen Angaben allerdings nur an Bekannte und ohne Gewinn -, erhielt er Post von einer Anwaltskanzlei. Im Namen der Profifußball-KGaA des Fußball-Drittligisten, deren Geschäftsführer Michael Scharold jedoch betont, dabei habe es sich um ein "Missverständnis zwischen der Kanzlei und der Merchandising GmbH" gehandelt. Es sei vertraglich geregelt, dass die Merchandising GmbH des TSV 1860 München für die Durchsetzung der Markenrechte und entsprechende Abmahnungen zuständig sei und nicht die KGaA.

Jene Marketingfirma gehört Ismaik und wird von seinem Vertrauten Anthony Power geleitet. Und sie ging zuletzt gegen mehrere Fanklubs juristisch vor - nicht nur gegen den Comiczeichner, sondern unter anderem auch gegen die investorenkritische Gruppierung "Löwenfans gegen Rechts". Sie produzierte und verschenkte T-Shirts, die das durchgestrichene Gesicht von Ismaik neben einem alten Löwen-Wappen zeigen, das bis 1973 benutzt wurde.

Aber auch ein politisch bislang nicht in Erscheinung getretener Fanklub aus Schwaben, der nach eigenen Angaben Schals zum Eigengebrauch herstellen ließ, erhielt "wegen der Verwendung der Wortmarke ,TSV 1860 München' und der Wort-Bildmarke ,Emblem'" eine Abmahnung - mit einer Gebührenrechnung von rund 1500 Euro. In einem Schreiben an verschiedene Fanklubs erklärte Power, als die Fälle bekannt wurden: "Wir werden nicht tolerieren, dass die Marke 1860 für diskriminierende und respektlose Motive - wie zuletzt des öfteren erfolgt - benutzt wird. Auch kommerziellen Verkauf können wir selbstverständlich nicht akzeptieren."

Geschäftsführer Scharold versucht nun, zwischen Power und den eigenen Fans zu vermitteln. "Natürlich gehört es zu einem professionellen Verein, die Markenrechte vollumfänglich zu schützen. Das wird erst seit einem Jahr bei uns intensiver gehandhabt, das ist ein Veränderungsprozess", berichtete er und erklärte, passenderweise in Business-Sprache: "Dazu gehört aber auch, dass die Fans und das Umfeld das wichtigste Asset eines Vereins sind."

Um dieses Asset nicht zu verärgern, sei es angezeigt, mit dem Thema "sensibel umzugehen". Für übertriebene Sensibilität ist Power an der Grünwalder Straße seit seiner Zeit als KGaA-Geschäftsführer allerdings nicht bekannt.

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Quelle:
SZ vom 04.05.2019
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