Süddeutsche Zeitung

Tuchel, Klopp und Co.:Weshalb Bundesliga-Trainer lieber ins Ausland gehen

Lesezeit: 2 min

Tuchel in Paris, Klopp in Liverpool, Hasenhüttl in Southampton: Bundesliga-Trainer sind neuerdings Exportschlager - ihr Knowhow wird immer gefragter.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Die Geschichte der deutschen Trainer in der Premier League, sie beginnt mit einem Stück Käse. Als Brede Hangeland, Verteidiger des FC Fulham, wegen Oberschenkelproblemen ausfiel, wollte ihn der Vereinsarzt mit einem konservativen Programm behandeln, Massagen, dazu viel Ruhe. Der Trainer dagegen empfahl Hangeland, sich ein Stück Käse auf den Oberschenkel zu halten, einen Nachmittag lang. Der Spieler hielt es mit dem Käse nicht lange aus, auch in Fulham nicht mehr. Und auch der deutsche Trainer blieb nicht lange.

Fulham stieg 2014 unter einem gewissen Felix Magath ab, rutschte auf den letzten Platz der zweiten Liga, wenig später wurde der Trainer entlassen. Danach häuften sich die wildesten Geschichten über Magaths Monate in Fulham, die schönste ist die mit dem Käse; wenngleich bedauerlich ist, dass nicht überliefert wurde, ob es sich um einen englischen Blauschimmelkäse oder einen gewöhnlichen Gouda gehandelt hat. Magath hat sich jedenfalls von diesem Engagement noch nicht erholt. Kurzzeitig durfte er in China arbeiten, außerdem wurde er beim Hamburger SV gehandelt; aber das war selbst dem HSV zu abenteuerlich.

Es spricht für die Premier League, dass sie sich von Magath gut erholt hat.

Am Mittwoch verkündete der FC Southampton, dass Ralph Hasenhüttl Trainer des Klubs wird - was zwei Trends bestätigte. Erstens kaufen die englischen Klubs mit ihrem Geld nicht nur die besten Beine der Bundesliga (zum Beispiel Leroy Sané bei Manchester City), sondern auch das größte Know-how. Jürgen Klopp hat den FC Liverpool ins Finale der Champions League geführt, David Wagner hat Huddersfield Town immerhin in der Liga gehalten. Der Bundesligatrainer als Exportschlager - was zum zweiten Trend führt.

Warteten vereinslose Trainer vor wenigen Jahren in Deutschland auf einen Anruf aus, zum Beispiel, Stuttgart oder Schalke, genügt das inzwischen vielen nicht mehr. Nicht nur die Bundesliga-Trainer werden für das Ausland reizvoller, auch das Ausland wird für die Trainer reizvoller. Thomas Tuchel sagte lieber in Paris zu, statt auf den FC Bayern zu warten. Hasenhüttl lehnte eine Anfrage aus Leverkusen ab, um in England gegen den Abstieg zu coachen. Sollte er nun in Southampton ähnlich erfolgreich arbeiten wie Klopp in Liverpool oder Tuchel in den ersten Monaten in Paris, dürfte die Attraktivität deutscher Trainer weiter steigen - und die von mittelklassigen Bundesligaklubs bei ambitionierten Trainern abnehmen. Zerstört werden diese Trends übrigens auch nicht dadurch, dass Hasenhüttl in Graz geboren ist - in Österreich hat er als Trainer bislang nicht gearbeitet. Dabei machen sie in seiner Heimat, der Steiermark, den ganz ausgezeichneten Ennstaler Steirerkas aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch, bevorzugt verzehrt in zerbröselter Form.

Das mit dem Käse, wehrte sich übrigens Magath, sei, genau: "Käse". Er habe Hangeland nur empfohlen, es "mit dem alten Hausrezept Quark" zu versuchen.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2018
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