Süddeutsche Zeitung

Trainer bei Fudschaira Sports Club:Maradona heuert bei den Scheichs an

Lesezeit: 1 min

Von Daniel Timm

Ulkig sah es schon aus, als bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika ein rundlicher Argentinier bei den Spielen seines Landes an der Seitenlinie herumschwirrte. Graumelierte Wuschellocken, stramme Waden im zu kleinen Anzug - kein Zweifel, es musste sich um Diego Maradona handeln. Als Nationaltrainer war er angetreten, aber in Wahrheit fungierte er mehr als Maskottchen, busselte seine Spieler ab und verzichtete weitgehend auf Taktik. Offensichtlich wurde dieses Defizit im Viertelfinale gegen Deutschland, als seine Auswahl ein 0:4 verdauen musste. Der Trainer Maradona war gescheitert, und wenn prominente Trainer scheitern und weiter Geld verdienen wollen, heuern sie meistens im arabischen Raum an. Maradona verschlug es 2011 zu Al-Wasl FC, einem Klub in Dubai, der den Argentinier aber nach nur einem Jahr wieder entließ.

Jetzt geht es in noch tiefere Niederungen: Maradona, 56, trainiert ab sofort dank eines Einjahresvertrags den Fudschaira Sports Club in der zweiten Liga der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Weltmeister von 1986 wurde von Klubpräsident Scheich Muhammad aus dem sportlichen Vorruhestand befreit und darf sich auf viele Dollars, ein Haus direkt am Meer, freie Hand bei der Wahl seines Trainerstabs sowie ein halbes Dutzend neuer Spieler freuen. Maradona ist also wieder drin im Fußballgeschäft, wenn auch in völliger Bedeutungslosigkeit. Für beide Seiten ist seine Verpflichtung wohl nicht mehr als eine PR-Maßnahme.

Maradona müsse "nur einer anrufen"

Das fußballerische Projekt habe ihn angelockt, meinte Maradona, der mit gespieltem Stolz im rot-weißen Trikot seines neuen Arbeitgebers posierte und verlauten ließ: "Das sind meine neuen Farben!" Am Wochenende hofierte ihn der Kronprinz des östlich von Dubai gelegenen Emirats und präsentierte seinem Gast das 10 000 Zuschauer fassende Stadion. Dort soll Maradona künftig eine Bühne für sein Trainerspektakel finden. Dabei ist Fudschaira wohl einer der wenigen Klubs, die dem Argentinier noch bieten können, was er verlangt: Noch im Februar sagte Maradona, er würde nur bei einem Verein anheuern, der ihm Macht garantiere; es müsse ihn "nur einer anrufen".

Doch auch in Fudschaira kennt man die Risiken einer Maradona-Verpflichtung - und hat vorsichtshalber eine Klausel vereinbart: Die ermöglicht eine vorzeitige Trennung vom einstigen Goldjungen nach nur sechs Monaten.

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Quelle:
SZ vom 10.05.2017
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