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Cosnefroy bei der Tour de France:Er hält an, feiert, trinkt Bier - und fährt weiter

Lesezeit: 2 min

Zehntausende Fans jubeln am Berg - ein Tour-Teilnehmer unterbricht seine Fahrt und freut sich kurz mit. Ein Gespräch mit dem Franzosen Benoît Cosnefroy über seine ungewöhnliche Party-Aktion und Alkoholkonsum während der Königsetappe.

Aufgezeichnet von Johannes Aumüller und Emil Bischofberger, Les Gets

Eine solche Szene wie die von Benoît Cosnefroy auf der Königsetappe der Alpen hat es selten gegeben bei einer Tour de France. Die Zuschauer hatten auch den Col de Joux Plane in einen Feierberg verwandelt, Zehntausende links und rechts am Straßenrand. Aber Cosnefroy beließ es nicht dabei, sich von der Masse anfeuern zu lassen. Stattdessen rollte der 27-Jährige aus der Ag2r-Mannschaft in eine Gruppe feiernder Fans, stieg vom Rad und feierte eine Weile mit ihnen.

Auf einem Video ist zu sehen, wie er tanzt und noch einen Schluck Bier nimmt, ehe er weiterfährt - immerhin war es nicht so viel Alkohol, dass er fortan in die falsche Richtung weiterfuhr, wie es 1950 in einer legendären Tour-Szene mal dem Marokkaner Abdel-Kader Zaaf passiert war. Cosnefroy, der neue Feierkönig des Pelotons, berichtet kurz vor dem Start der Etappe in Les Gets les Portes du Soleil in einem kurzen Gespräch in der Mixed Zone über die Aktion:

SZ: Monsieur Cosnefroy, wie kam es zu diesem Moment?

Benoît Cosnefroy: Das war ein Fanklub von Aurélien (Paret-Peintre) und mir, aber das ist nicht nur ein Fanklub, sondern das sind wirklich gute Freunde. Ich wusste, dass sie irgendwo am Aufstieg warten würden, aber nicht genau, wo. In der Saisonpause treffen wir uns öfter, aber während der Saison sehen wir uns leider seltener.

War dieser Moment so geplant?

Nein, ich wusste im Vorfeld ja nicht, wo im Rennen ich mich am Schlussaufstieg befinden würde. Aber ich hatte etwas Vorsprung aufs Gruppetto (Gruppe der abgehängten Fahrer, die darum kämpfen müssen, innerhalb der Karenzzeit zu bleiben; die Red.), darum habe ich mir gesagt, dass ich da kurz anhalten kann.

Wie lange haben Sie denn angehalten?

Ich habe nicht in meinem Computer nachgeschaut, ich denke mal, so 30 Sekunden, aber man sieht's ja in dem Video. (Es war demnach deutlich länger als 30 Sekunden; d. Red.)

Und Sie hatten sogar noch Zeit für einen Schluck Bier.

Sie hatten definitiv viel Bier gekauft, insgesamt 900 Liter. Dann habe ich halt einen Schluck getrunken. Das war definitiv ein schöner Moment. Aber bleiben wir beim Wesentlichen: Wir sind natürlich nicht dafür da zu feiern. Das Ziel unseres Teams ist ein Etappensieg auf dieser Tour. Aber in dem Moment war der außer Reichweite, darum habe ich kurz angehalten. Der Rest des Aufstiegs ging dann definitiv leichter im Gruppetto. Und lässt mich mit einem Lächeln in die letzte Woche gehen.

Wie ist es eigentlich so, wenn man als Fahrer, der im Gruppetto ankommt, diese unfassbaren Leistungen von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard miterlebt?

Das ist sehr eindrücklich. Es ist wirklich ein Rennen von zwei Fahrern gegen den Rest der Welt. Aber es ist auch nicht so, dass das noch nie passiert ist. Es war schon immer so, dass in den Bergen ein paar Fahrer auf einem anderen Niveau unterwegs sind.

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