Süddeutsche Zeitung

Tennisprofi Tommy Haas kehrt zurück:"Ich fühle mich immer noch voll als Spieler"

Lesezeit: 2 min

Nach unzähligen Verletzungen und Frustmomenten könnte Tommy Haas in der Davis-Cup-Begegnung mit Argentinien sein Comeback beim DTB feiern. Im SZ-Interview spricht Deutschlands erfolgreichster Tennisprofi der vergangenen 15 Jahre über seine Leidenszeit, seine Identität als deutscher US-Bürger und seine Pläne für die Zukunft.

Gerald Kleffmann

Die Chancen, dass Tommy Haas im Davis-Cup-Duell mit Argentinien für das deutsche Team zum Einsatz kommt, steigen. Die deutsche Nummer zwei, Philipp Kohlschreiber, musste am Dienstag mit dem Training pausieren, der gebürtige Augsburger litt unter einem Magendarm-Infekt; noch ist unklar, ob der 31. der Weltrangliste bis zum Freitag einsatzfähig sein wird. Das Erstrundenspiel gegen die Südamerikaner findet in der Stechert-Arena in Bamberg statt, der erste von drei Wettkampftagen ist bereits mit 4800 Zuschauern ausverkauft.

Haas, der sich nach unzähligen Verletzungen wieder fit fühlt und überraschend von Teamchef Patrik Kühnen nominiert wurde, hat indes bekräftigt, dass er in dieser Saison noch einmal alles versuchen werde, um den Anschluss auf der Tennistour zu schaffen. Nach einer längeren Pause 2010 und 2011 war er in der Weltrangliste weit zurückgefallen; derzeit ist er auf Platz 166 geführt. "Ich fühle mich immer noch voll als Spieler", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, "ich will noch mal angreifen, wenn mein Körper mitmacht."

Bei seinem Auftritt im deutschen Davis-Cup-Team sieht er sich als Zuarbeiter der Mannschaft, jedenfalls fordert er für sich ausdrücklich keine Ausnahmerolle ein; Haas ist der erfolgreichste deutsche Tennisprofi der vergangenen 15 Jahre. "Die Namen Haas, Kohlschreiber, Mayer zählen nicht", sagte er, "es zählt nur, dass wir zusammenhalten und drei Punkte für Deutschland holen. Ich glaube, Leute, die das nicht so gesehen haben, hatten immer Schwierigkeiten, Davis Cup zu spielen."

Am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass Haas zusammen mit dem Bayreuther Philipp Petzschner am Samstag das Doppel bestreitet. Sollte Kohlschreiber ausfallen, wäre er wohl der erste Nachrücker. Obwohl Haas seit seiner Jugend in den USA lebt, betrachtet er Deutschland immer noch als seine Heimat. "Ich habe die zwei besten Pässe der Welt", sagte er; inzwischen hat der gebürtige Hamburger auch die US-Staatsbürgerschaft erhalten. "Ich sage immer: Man kann Tommy Haas aus Deutschland nehmen, aber nicht das Deutsche aus Tommy Haas."

Im vergangenen Jahr wurde der Profi erstmals Vater, diese neue Rolle habe sein Leben entscheidend verändert. "Man macht sich mehr Gedanken, man wird bescheidener. Wenn man von Kindern hört, denen es nicht so gut geht, liegen diese Geschichten einem auf einmal ganz anders am Herzen als vorher. Man ist nicht mehr so egoistisch." Nach seiner Karriere möchte Haas daher eine Stiftung oder Ähnliches organisieren, um Kindern zu helfen. "Wie und wann ich etwas mache, weiß ich aber noch nicht."

Mit sich und seiner Karriere ist Haas zufrieden, nun genießt er jeden seiner Auftritte, von denen er weiß: Jeder könnte sein letzter sein. Er ist sehr verletzungsanfälig und hat praktisch jede denkbare Verletzung schon gehabt. Auch die Vergleiche mit Boris Becker und Michael Stich stören ihn nicht, er gibt sogar zu: "Man muss ehrlich sagen: Ja, wir (er und Nicolas Kiefer; d. Red.) sind nie an Boris und Michael herangekommen."

Das ganze Interview lesen Sie morgen in der Printausgabe der SZ - oder auf der iPad-App.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1278174
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 8.2.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.