Süddeutsche Zeitung

Tennis:Dirk Hordorff legt Amt beim Deutschen Tennis Bund nieder

Lesezeit: 1 min

Zuvor hatte der Verband dem Vizepräsidenten ein Ultimatum bis Mittwoch gestellt. Gegen Hordorff gibt es Vorwürfe der sexuellen Belästigung.

Von Nina Bovensiepen und Lea Weinmann

Dirk Hordorff hat sein Amt als Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) niedergelegt. Der Verband hatte ihn dazu am Montag aufgefordert. Zuvor hatten Süddeutsche Zeitung, NDR und "Sportschau" über Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegenüber Tennisspielern berichtet. "Mein Amt als Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes habe ich heute niedergelegt. Ich möchte dadurch auch Schaden für den DTB vermeiden", teilte Hordorff in einer Stellungnahme mit. Er werde seine Kraft nun voll und ganz "auf die Widerlegung der unwahren Vorwürfe konzentrieren".

Am vergangenen Donnerstag hatten SZ, NDR und "Sportschau" Recherchen veröffentlicht, denen zufolge Hordorff in mindestens zwei Fällen Spieler, die er als Manager oder Trainer betreute, wiederholt sexuell belästigt haben soll. Es handelt sich um den indischen Tennisprofi Sriram Balaji sowie um den ehemaligen Nachwuchsprofi Maximilian Abel, die ihre Erfahrungen umfassend berichtet haben. Andere Betroffene haben anonym Ähnliches geschildert. Maximilian Abel hat laut eigener Aussage im vergangenen Dezember Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt gestellt. Das Verfahren sei am Dienstag dieser Woche aus rechtlichen Gründen eingestellt worden, bestätigte die Staatsanwaltschaft.

Der DTB hatte ebenfalls durch Maximilian Abel vor mehr als einem Jahr von den erhobenen Vorwürfen erfahren und dazu im vergangenen Sommer eine Anwaltskanzlei mit einer internen Untersuchung beauftragt. Das Ergebnis hält der Verband unter Verschluss. In der vergangenen Woche hatte der DTB auf Anfrage geschrieben, die Untersuchung komme zu dem Ergebnis, "dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann". Am Montag hatte der Verband dann jedoch Dirk Hordorff aufgefordert, bis zu diesem Mittwoch zurückzutreten. Dem ist der Funktionär, der als einer der mächtigsten und am besten vernetzten Männer im deutschen Tennis gilt, nun nachgekommen.

Zur Ruhe kommen dürfte der DTB trotz dieses Rücktritts nicht. Der Verband hat selbst angekündigt, die Geschehnisse "schnellstmöglich und vollumfänglich" aufzuarbeiten. Dazu werde man mit externen Spezialisten zusammenarbeiten und eine "wissenschaftliche Begleitung der Aufarbeitung vornehmen". Weitere Details dazu sind noch nicht bekannt. Die von mehreren Betroffenen geschilderten Ereignisse sollen in einem Zeitraum von den 1980er- bis in die 2010er-Jahre passiert sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5777814
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.